Kommentar: YouTube Video "Überwachungsstaat - Was ist das?" von manniac

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 30. Juli 2013

In einem rund zehnminütigen, liebevoll animierten Video erklärt der Berliner YouTuber und ehemalige Kunststudent 'manniac' prägnant, anschaulich und informativ, was es mit einem "Überwachungsstaat" eigentlich auf sich hat. Sein mittlerweile virales Video "Überwachungsstaat - Was ist das?" (nach zwei Tagen 310.000 Klicks) skizziert die Gefahren und Konsequenzen eines Spionagestaats für den profanen Bürger. Die gutgemeinte Phrase "wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten" sei ein großer Irrtum, sagt er. Man müsse lediglich einen ironischen oder sarkastischen Kommentar im World-Wide-Web kundtun und schon gebe man Regierungen Anlass für einen Lauschangriff.

'Manniac' demonstriert, dass diese leichtsinnigen und teilweise ignoranten Maßnahmen von Staaten zu einer Dystopie - wie die von George Orwells bahnbrechendem Roman "1984" - führen können - oder sogar schon geführt haben. In Zeiten der Spionageskandale rund um NSA, Prism, Tempora, Edward Snowden und co., bringt das Video mit simplen, aber effektiven und für jedermann verständlichen Zeichnungen, Licht ins Dunkel und ist gegenwartsnäher denn je.

Kommentar: YouTube Video "Überwachungsstaat - Was ist das?" von manniac

Freiheit und Sicherheit sollten sich in einer optimal umgesetzten Demokratie die Hand geben und gleich viel Gewicht auf der Waagschale einnehmen. Allerdings löste der 11. September eine verheerende Welle der Unsicherheit aus und führte zu einer erschütternden Kaskade von Ereignissen (Irak-Krieg, verschärfte Sicherheitsmaßnahmen und Geheimdienste, die mit ihren Aktionen gegen Menschenrechte verstoßen, sind hier nur ein paar Beispiele), die nicht nur bei der USA paranoiden Terrowahn hervorriefen. In Zeiten der globalen Disparitäten wird es für amtierende Regierungen immer schwerer, diese Prämisse aufrecht zu erhalten. Man versucht alles mögliche, um die Bürger vor affektiver oder organisierter Kriminalität zu schützen. Da es mehr unschuldige Personen als Verbrecher gibt, sind leider häufig die Falschen Opfer der Versuche, Menschenleben zu bewahren. Der Eingriff in die Privatsphäre ist ein Eingriff in die Menschenrechte. Und warum sieht sich der Staat privilegiert, mit der Lupe in unsere intimsten Geheimnisse zu spähen, wo wir nicht einmal in seine (korrumpierten) lugen dürfen. Damit und mit Informationen über unsere Person, räumen wir den Regierungen autoritäre Machtverhältnisse ein. Durch Überwachung werden wir zu einer Gesellschaft geformt, deren Sprache kontrolliert und die zu gesetzeskonformen Handeln gezwungen wird. Egal ob Geheimdienst-Enthüllungen oder Aktenoffenbarungen - muss man sich für Transparenz einsetzen?

Der Staat argumentiert, alles beruhe auf den Erhalt unserer Sicherheit - leider auf Kosten der Freiheit. Länder schützen sich nicht mehr nur vor einzelnen, paramilitärischen Organisationen, Gruppierungen oder Terroristen, sondern vor ganzen Nationen und deren Regierungen. Es ist ein Machtspielchen der Aristokraten, das hinter den Kulissen abläuft, wo niemand es verfolgen, sondern lediglich die Anspannung spüren kann (siehe Kalter Krieg). Denn Freiheit und Sicherheit geben sich heutzutage schon lange nicht mehr die Hand. Die Mitte zu finden und zu erhalten, ist eben ein zweischneidiges Schwert - beinahe utopisch.
Dennoch ist Überwachung ab einem gewissen Grad sinnvoll. Etwa bei der Installation von Kameras an öffentlichen Plätzen oder Seitenstraßen, um das direkte, physisch 'sichtbare' Verbrechen aufzuklären oder zu verhindern. Diese Präventionsmaßnahmen sind bei einer konfliktbereiten Gesellschaft notwendig.

Eine Regierung jedoch, welche ermitteln kann, ob jemand ein Verbrechen plant, kann sicherlich auch ermitteln, welcher Konzern welche Marketingstrategie einsetzt oder welche Produktsteigerung anstrebt. Etwas überspitzt formuliert: Mit diesem Wissen in den falschen Händen kann ein Staat zur 'allwissenden', wirtschaftlichen Weltmacht mutieren und jegliche Kontrolle übernehmen.