Newsfeed-Experiment: schlecht gelaunt dank Facebook

von Portrait von Andreas Broede Andreas Broede
Veröffentlicht am 30. Juni 2014

Der Newsfeed von Facebook ist für viele Menschen die zentrale Anlaufstelle des Internets geworden, auf der sämtliche Neuigkeiten ihrer Freunde, Verwandten und Kollegen vereint sind in einem nicht enden-wollenden Informationsfluss, der niemals versiegt. Für eine Forscher-Gruppe um Adam Kramer vom Core Data Science Team des Social Media-Konzerns war der Newsfeed aber noch mehr. Sie nutzte ihn als Ausgangspunkt für ein gigantisches Experiment mit ingesamt fast 690000 Usern des sozialen Netzwerks.

Bereits Anfang 2012 filterten die Forscher für eine Woche die Newsfeeds von 310000 englischsprachigen Facebook-Nutzern, indem sie die Zahl der angezeigten positiven beziehungsweise negativen Einträge gezielt manipulierten. Ziel war es herauszufinden, ob unbewusste emotionale Übertragung nicht nur über zwischenmenschliche Interaktion stattfindet, sondern auch über virtuelle Netzwerke möglich ist. Dafür werteten die Forscher mithilfe einer Worterkennungssoftware über drei Millionen Facebook-Einträge aus.

Tatsächlich zeigte sich sowohl bei den positiven wie bei den negativen Versuchsgruppen ein messbarer Einfluss, beide Gruppen posteten unbewusst ebenfalls mehr positive oder negative Einträge, obwohl die nonverbalen Aspekte bei der indirekten Online-Kommunikation fehlten.

Obwohl die Studie bereits Anfang Juni 2014 publiziert und auch von den Medien aufgegriffen wurde, hat sich die Nachricht über das Experiment erst in den letzten Tagen so richtig verbreitet - und zwar auch über die sozialen Netzwerke, wo die Empörung der User groß ist. Auf das Experiment hingewiesen oder gar um Einwilligung gebeten wurden die Betroffenen nämlich nicht im Vorfeld des Versuchs. Was noch schwerer wiegt: Der Versuch sei vielmehr von den Nutzungsbedingungen der Online-Community ausdrücklich gedeckt, so hatten die Autoren in ihrer Studie betont.

In einem Facebook-Post äußerte sich Studien-Mitautor Adam Kramer nun zu den Reaktionen, die seine Studie ausgelöst hat. Er bedauerte, in dem Paper die Motivation des Experiments nicht deutlicher gemacht zu haben und kündigte zudem an, die Reaktionen auf die Studie in künftige Projekte miteinfliessen zu lassen.