Megaupload-Studie: Gern zitiert, aber unbrauchbar

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 27. November 2012

In den letzten Tagen geisterte eine vermeintlich aussagekräftige Studie durch die Medien, die zusammengefasst aussagte: „Seit die Filesharing-Plattform Megaupload geschlossen wurde, sind die Umsatzzahlen von Filmen teilweise signifikant gefallen, anstatt besser zu werden - daher kann geschlussfolgert werden, dass illegales downloaden der Filmindustrie gut tut.“ - Das ist jedoch Unsinn. Sowohl die Studie als auch die daraus gezogenen Schlussfolgerungen sind bestenfalls kritisch zu betrachten.

Wovon geht die Studie, die zwei Studenten der Universität München und der Copenhagen Business School durchgeführt haben, aus? - Filesharing-Nutzer sind Konsumenten mit niedriger Zahlungsbereitschaft, geben aber per Mundpropaganda die Informationen [also Filmempfehlungen] an Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft weiter und steigern so die Umsatzzahlen, schlussfolgern die Forscher. Allerdings unterstreichen sie selbst, dass es sich dabei lediglich um eine Vermutung handelt. Denn: es lagen nicht immer konkrete Daten zu den Einspielergebnissen vor. Manchmal wurde das Einspielergebnis sogar nur geschätzt. Auch wurden zu wenige Filme untersucht (1344 über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren, also grade einmal fünf pro Woche) - wo die Menge zu klein ist, kann kein sinnvoller Durchschnitt errechnet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass zur Ermittlung der Bedeutung von Megaupload nur die eigenen Angaben der Seite herangezogen wurden - angeblich spielten sich 4 % des gesamten Internetverkehrs auf der Seite ab. Eine utopisch anmutende Schätzung der Betreiber.

Der Hauptgrund, weshalb die Studie kein Freibrief für illegales Downloaden ist, besteht jedoch in einem Aspekt der Studie, der von Download-Befürwortern gern verschwiegen wird: Selbst wenn die Umsatzzahlen der Filme nicht zufällig gesunken sind, nachdem Megaupload im Januar 2012 abgeschaltet wurde, ist dieser Effekt trotzdem nur bei Filmen mit geringem Budget zu beobachten - große Blockbuster erleiden sogar einen - wenn auch geringen - finanziellen Schaden durch illegales Downloaden. Der Grund: Kleine Independent-Filme mit schmalem Budget leben von Mundpropaganda, die laut der Studie ja durch Filesharing begünstigt wird. Große Filme jedoch bekommen millionenschwere PR-Maßnahmen. Mundpropaganda ist da also überflüssig und lockt keine zusätzlichen Zuschauer in die Kinos. Der negative Effekt (statt im Kino sehen sich die Leute den Film auf dem Rechner an) wiegt dort also schwerer als der positive Effekt (durch Mundpropaganda gehen mehr Leute in den Film).

Natürlich halten die Urheberrechtsverfechter und (großen) Filmverleiher dagegen: die „Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU)“ etwa, wiederspricht der Studie, obwohl sie ihr noch gar nicht vorliegt. Die Besucherzahlen in Deutschland seien auch bei kleinen Produktionen nach der Schließung von Megaupload gestiegen - und nicht gesunken. Im Moment liegt nur die Zusammenfassung der Studie vor. Die Autoren wollen sich nach eigener Aussage vorerst zurückhalten und später in die Diskussion einsteigen.