Wegen illegaler Wlan-Aufzeichungen: Google zu lächerlicher Millionen-Strafe verurteilt

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 13. März 2013

Der Internet-Riese Google wurde in den USA zu einer Geldstrafe von sieben Millionen Dollar verurteilt, weil während der Aufnahmen für den damals neuen Dienst „Street View“ Daten aus ungesicherten WLAN-Netzwerken privater Haushalte mitgeschnitten worden waren. Diese Daten sind zwar laut Google nie kommerziell verwertet und sofort gelöscht worden, nachdem auffiel, dass sie „versehentlich“ mitgesammelt wurden, aber wie sich durch einen Bericht der Zulassungsbehörde für Kommunikationsgeräte in den USA, FCC, zeigte, wurde die Funktion absichtlich eingebaut. Spiegel Online berichtete vergangenen April:

Aus einem nun vorliegenden Bericht der US-Aufsichtsbehörde FCC geht hervor, dass ein Entwickler ganz bewusst Software, die Kommunikationsinhalte mitschneiden kann, für das Street-View-Projekt einsetzte. Er dachte diese Informationen könnten "nützlich" sein, um "andere Google-Dienste zu verbessern". [...] Die Software sei mit Absicht so entwickelt worden, dass Inhalte mitgeschnitten werden. [...] Diese Aktivitäten waren aber laut FCC-Bericht nie von Vorgesetzten angeordnet worden.

Dass die Daten aufgezeichnet worden waren, kam schon im Mai 2010 heraus, das Urteil ist aber erst jetzt gefallen. Auch in Europa wurden Daten mit aufgezeichnet. Der Prozess hier läuft aber noch. Die Strafe ist für Google nur ein Nadelstich - das Unternehmen hatte im letzten Jahr über 50 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Ein Stromausfall schadet Google finanziell mehr - binnen einer einzigen Stunde hat Google die „Strafe“ finanziell verschmerzt. Dieser Umstand ist in hohem Maße bedenklich, denn auch wenn Google behauptet, die Daten - darunter besuchte Webseiten und auch Passwörter - nicht ausgewertet oder genutzt zu haben, zeigt der Vorfall doch deutlich, wozu ein einzelner Ingenieur im Stande ist. Bei einer so lächerlich geringen Strafe, muss man sich bei Google doch fragen, wieso man die Daten nicht gleich im großen Stil gesammelt hat und Sanktionen billigend in Kauf nimmt. (Wobei natürlich auch angemerkt werden muss, dass jemand, der sein WLAN nicht mit einem Passwort schützt, auch selbst schuld ist, wenn Daten - versehentlich oder nicht - ausgespäht werden.)