Statt Facebook-Phone: Mark Zuckerberg präsentiert neue App „Facebook Home“

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 5. April 2013

Da dachten alle, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg würde ein eigenes Smartphone oder zumindest ein eigenes Betriebssystem vorstellen - Pustekuchen! Zuckerberg war clever: Statt ein eigenes Smartphone auf den Markt zu werfen, nimmt er einfach die Telefone, die schon auf dem Markt sind und verwandelt sie alle in Facebook-Phones. Wie bei einem Zauber. Er sah, überlegte und siegte. Das Schlimme daran: Seine Diktator-App „Facebook Home“ ist toll geworden und wird sich bei exzessiven Facebook-Nutzern verbreiten wie ein Virus.

Eigentlich müsste man einen Smartphone-Exorzisten anheuern: „Facebook Home“ ergreift von jedem umwandlungswilligen Android-Smartphone Besitz, wühlt sich tief ins Betriebssystem und verändert die Benutzeroberfläche komplett. Man muss nicht erst eine App anwählen - neu gepostete Bilder werden direkt angezeigt, ohne dass der Nutzer etwas tun muss. SMS, WhatsApp und andere Kommunikationsdienste werden vom Facebook Messenger verdrängt: Egal, was man am Telefon grade macht und welche App man geöffnet hat - sobald ein Facebook-Kontakt einem über den hauseigenen Messenger eine Nachricht schickt, poppt das entsprechende Konterfei in einer Ecke des Smartphones auf. Welt lobt die neue App, die ab 12. April in den USA verfügbar sein wird:

Die Oberfläche wirkt dabei durchaus intuitiv, innovativ und ausgereift – wer zum Beispiel einen Chat schließen will, muss das zugehörige Kopf-Bild einfach nur nach unten wegwischen. All diese Neuerungen haben laut Zuckerberg nur ein Ziel: Die mobile Facebook-Nutzung soll künftig dominieren. "Home ist die beste Möglichkeit, Facebook zu nutzen", sagte er.

Der nächste Schritt ist für Zuckerberg natürlich die Auslieferung neuer Smartphones, auf denen Facebook Home gleich vorinstalliert ist. HTC hat dafür schon zugesagt - das Billig-Smartphone „First“ wird künftig mit Facebook Home ausgeliefert. Ob die neue App, die alle anderen Apps (abgesehen von Facebook-Marken wie „Instagram“) in einen separaten App-Launcher verschiebt, bei „normalen“, also nicht-exzessiven Facebook-Nutzern auf Zustimmung stößt, ist mehr als fraglich. Denn Facebook permanente Datenschutz-Skandale haben in dieser Hinsicht das Vertrauen in Zuckerberg erschüttert - und wenn eine App sich so tief ins Betriebssystem gräbt, kann sie praktisch jede Information speichern, die irgendwie über das Telefon läuft. Zuckerbergs Aussage, dass Facebook Home keine personalisierten Daten über die Telefonnutzung speichert, erinnert daher ein wenig an Walter Ulbrichts Mauerlüge. Und außerdem ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis Werbebanner über den Handy-Bildschirm flimmern, wenn man Facebook Home installiert hat.

Wer ein iPhone nutzt, kann sich übrigens freuen: Die Diktator-App wird in nächster Zeit nur via Android laufen. Apple verhindert auf den iPhones ein so grundlegendes Eingreifen in das System, wie Zuckerbergs App es verlangt.

Installiert ihr Facebook Home?

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