EA interessierte sich nicht für FIFA: Wie die größte Spielereihe der Welt beinahe niemals das Licht des Tages erblickt hätte

von Portrait von Daniel Tuttaß Daniel Tuttaß
Veröffentlicht am 21. August 2013

Der von seinen Freunden einfach nur Neil T genannte Neil Thewarapperuma nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit seinen Worten „EA didn´t give a shit about FIFA“ hatte der gute Mann die Wahrheit auf den Punkt gebracht. 1993 war das Jahr in dem der amerikanische Publisher EA sein erstes Fußball Spiel auf den Markt bringen wollte und 'Neil T' war damals der Marketing Chef von EA Sports. Da sich in EAs Heimatland allerdings kaum jemand für den Sport des runden Leders interessierte, spielte der Publisher mit dem Gedanken den Titel einfach einzustellen.

Denn EA war zu Beginn der 90er Jahre noch keineswegs der große namhafte Publisher in Europa wie jetzt. EA Sports lief zwar dank „Madden“ und „NHL“ in den USA vergleichsweise erfolgreich doch in Europa floppten die Spiele. Ein kleines Team aus Großbritannien kam dann auf die Idee ein Fußballspiel für den europäischen Markt zu entwickeln und hoffte auf die Zustimmung von EA. Nach einigem Bitten und zahlreichen Diskussionen mit der EA Führungsebene begann dann schließlich ein gerade mal 10 Mann starkes Team in einem kanadischen Studio die Arbeiten am damals noch "EA Soccer" genannten Spiel für den SEGA Mega Drive.

EA interessierte sich nicht für FIFA: Wie die größte Spielereihe der Welt beinahe niemals das Licht des Tages erblickt hätte

Um einen offiziellen und bekannten Titel für das Projekt zu bekommen versuchte man sich mit der "FIFA" zu einigen und die Namensrechte zu bekommen. Die bekam man zwar, doch waren in diesem ersten Deal mit der "FIFA" weder Spielernamen, Logos oder Stadien enthalten. Diese würden erst in unzähligen weiteren Verhandlungen mit der "FIFA" nach und nach dazu kommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Team noch gerade mal ein Budget von 50.000 Euro zu Verfügung und musste ständig bei den EA-Managern darum bitten das Spiel nicht einzustellen. Das war gar nicht so einfach wie man glauben mag, hatten die meisten in der Führungsetage von EA doch noch nie etwas von einer „FIFA“-Lizenz gehört.

Nachdem man das Spiel nun in „FIFA international Soccer“ umbenannt hatte um das Spiel in Europa erfolgreicher zu machen, war EA nun bereit zumindest 300.000 Kopien des Spiels in Europa zu verkaufen. Doch 'Neil T' sagte das man mehr Kopien brauchen würde und so kam es dann letztendlich auch. Bereits im ersten Verkaufsmonat gingen eine halbe Million Spiele über die Ladentheke und "FIFA" wurde quasi über Nacht zum am besten verkauften Spiel des Jahres. In den folgenden 20 Jahren avanciert sich die "FIFA"-Reihe nun zur größten Videospielreihe aller Zeiten, mit 20 Fortsetzungen und weiteren Ablegern wie "FIFA-Street" und anderen verkauft es sich immer noch jährlich unzählige Male.

Fast jeder der schon einmal mit Videospielen in Berührung gekommen ist kennt die Spiele und was wäre es für ein Jammer gewesen wenn EA das Spiel damals einfach gecancelt hätte. Unzählige aus Wut durch die Gegend geworfene Controller würden vielleicht heute nicht in Einzelteilen im Müll liegen und hitzige Diskussionen zwischen Freunden über ein nicht gepfiffenes Foul wären nie zustande gekommen. Denn wie bei jedem guten Fußball Spiel kochten auch bei "FIFA" die Emotionen sehr schnell hoch, aber was war das auch für ein tolles Gefühl wenn man seinen besten Kumpel gerade mit seinem Lieblingsverein und einem klaren 3:0 vom Platz gefegt hatte.