CD-Kritik: "Love Me Again"-Sänger John Newman veröffentlich Debüt-Album "Tribute"

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 7. Oktober 2013

Es gibt viele Dinge, die Musiker während der Arbeit an einem Album inspirieren können: Feiern, Freunde, Familie. Doch kaum eine Sache schafft eine so produktive wie bittersüße Kreativität wie der Schmerz einer gescheiterten Beziehung. Auch John Newman hat auf seinem ersten Solo-Album „Tribute“ diese Erfahrung verarbeitet. Schritt für Schritt nimmt uns der Sänger mit durch seine Gefühlswelt. Und der Singer/Songwriter hat diese in ein gelungenes Debüt-Album verpackt.

Mit „Love me again“ hatte Newman dieses Jahr seinen absoluten Solo-Durchbruch. In sieben Ländern erreichte der Song Gold-Status und auch bei uns läuft der Track Dauerschleife in den Radios. Schon 700.000 Mal verkaufte sich der Song bereits. Grund genug sich das erste Solo-Album des Sängers genauer anzuhören. Bevor John seinen Alleingang startete arbeitete er bereits erfolgreich mit anderen Künstlern wie dem Musikkollektiv „Rudimental“ zusammen, mit denen der Hit „Feel the Love“ entstand. Die Sache mit der Liebe zieht sich also wie ein roter Faden durch Newmans musikalische Schöpfungen. Doch leider lief nicht alles rosig für den Sänger: Kurz vor Produktionsstart von „Tribute“ scheiterte die Beziehung mit seiner Freundin. Und das hört man.

Die zweite Single-Auskopplung „Cheating“ ist bereits vor einigen Jahren Newmans Feder entsprungen. So ernst sich der Titel auch anhört, so schwungvoll ist der Song. Mit einer Mischung aus trotziger Energie, Enttäuschung, und Zuversicht besingt John Newmann das eigentlich wenig angenehme Thema einer unehrlichen Beziehung. Durch Trompete, E-Gitarre und Drums wirkt das dann aber gar nicht kitschig oder depressiv sondern eher elektrisierend. Eventuell genau das richtige  für Betroffene.

Oh I could love you better, Better than you once knew, If you're cheaitng, cheat on

Besonders Newmans Stimme bietet eine willkommene Abwechslung zu weichen Popstimmen. Ein wenig rau, ein wenig nasal und dabei absolut eindringlich und gefühlvoll. Dabei setzt er für mehr Power auch gerne auf die Unterstützung eines Chors, der fast gospelartig anmutet, wie in den Songs  „Tribute“ oder „Losing Sleep“.

CD-Kritik: "Love Me Again"-Sänger John Newman veröffentlich Debüt-Album "Tribute"

Was jedoch anzumerken ist: Ob man sich eine John Newman Platte am Stück anhören mag. Die Songs fordern auch zum hinhören auf, da sie textlich immer etwas mit tieferen Inhalt erzählen. Trotz der fehlenden Herzschmerz-Melancholie bleibt es keine leichte Kost. So ist der zum Beispiel der Track „Easy“ kein bisschen einfach, sondern nachdenklich und für Newmann fast traurig. Genauso ist „Out of my Head“ perfekt um seinem eigenen Liebeskummer zu frönen. Begleitet wird Newman dann gerne von Streichern. Mit Stücken wie „Gold Dust“ beweist der Sänger, dass er nicht nur musikalisch und stimmlich etwas drauf hat, sondern seine Texte auch eingänglich sein können, dass man sich Stunden später noch beim ´Gold Dust´ murmeln erwischt.

Why would you want to love somebody when love hurts in the end?

Mit „Tribute“ hat sich Newman nun als Solo-Künstler verwirklicht und gleichzeitig einen Seelen-Striptease hingelegt. Interessant wird, ob der Sänger, der seine Songs selber schreibt und produziert, auch fähig ist sich weiter zu entwickeln. Mit „Tribute“ zeigt John Newman jedenfalls, dass er auch als Solo-Künstler kein One-Hit-Wonder bleiben wird.

Newmans unverkennbarer Stil in Form seiner Stimme und recht konstanten Melodie-Elementen zieht sich durch alle Songs auf „Tribute“. Wer diesen Stil nicht mag, wird auch das Album nicht hören wollen. Wer aber genau diese unverwechselbare Newman-Note schon bei „Love me again“ mochte, der wird auch die restlichen Werke des Sängers gerne hören und kann sich ab 11. Oktober dann „Tribute“ zulegen. Liebeskummer hin oder her.