Joachim Witt löst mit „Gloria“ Proteste aus

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 9. Oktober 2012

Joachim Witt kennen viele noch als den Sänger des Neue Deutsche Welle-Songs „Goldener Reiter“. Aber Witt ist noch immer aktiv und löste jetzt sogar eine Protestwelle mit seinem neuen Song „Gloria“ aus. Im Musikvideo zu dem Lied sieht man Bundeswehrsoldaten, die eine Frau vergewaltigen und anschließend eine Zeugin der Vergewaltigung töten. Am Freitag hatte der Vorsitzende des Bundeswehr-Verbandes, Oberst Ulrich Kirsch, das Video kritisiert („Das Video verunglimpft deutsche Soldaten in geschmackloser Weise.“) und rief dazu auf, negative Kommentare auf der Facebook-Seite von Witt zu hinterlassen. „Bild“ berichtet:

Dies ist daraufhin hundertfach geschehen. Allerdings uferten die Äußerungen derart aus, dass Witt es mit der Angst bekam. So musste er Sätze lesen wie: „Häng dich auf!", „Vor Jahrzehnten wärest du noch erschossen worden!" und „Du Arschloch! Schäm dich, dass du unseren Soldaten sowas antust. Du bist eine Schande für Deutschland!" [...] Der Sänger hat sogar seinen Wohnsitz verlassen, um nicht das Ziel von Anschlägen zu werden. Vorerst ist er bei Freunden untergekommen[...]. mehr...

Witt hatte sich öffentlich dafür entschuldigt, falls er jemandem zu nahe getreten sein sollte; die Soldaten im Video seien völlig austauschbar gewesen. Doch das interessiert die aufgebrachten Gegner des Videos nicht. Sie hetzen weiter gegen den ehemaligen Grenzschützer Witt. Der wiederum fragt sich nun, wie es sein kann, dass in einem freien Land jemand absichtlich mundtot gemacht werden kann:

„Ich bin ein deutscher Künstler – wir leben in einer Demokratie. Bedeutet dies, dass Herr Kirsch von der Bundeswehr offiziell zu einem ,Shit Storm' aufrufen darf? Ich bin einfach schockiert! Es ist ein Unding, sich in seiner Freiheit als Künstler einer Zensur ausgesetzt zu sehen, mit der Absicht mundtot gemacht zu werden über den Knopfdruck vom Bundeswehrfeldherrenhügel. Seit wann müssen Künstler in Deutschland wieder Angst vor der Armee haben und aus ihren Häusern flüchten?"

An Witts Darstellung einer quasi-apokalyptischen Welt scheiden sich weiter die Geister: Die einen wollen die Nationalität der Soldaten unkenntlich gemacht sehen und Missbrauchsvorwürfe (die es gegen die deutsche Bundeswehr zuletzt im August gegeben hat) nicht gelten lassen, während andere die Freiheit der Kunst betonen. Öffentlich zur Kritik gegen einen Künstler aufzurufen, ist jedenfalls nicht strafbar. Und die Bundeswehr zu kritisieren auch nicht. Warum der Bundeswehr-Verband das schon vor einem Monat erschienen Video aber grade jetzt kritisiert, bleibt offen. Erst im September war die Bundeswehr mit einer „geschmacklosen“ Werbekampagne selbst in die Kritik geraten.

Joachim Witt löst mit „Gloria“ Proteste aus

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