Bushido und "Stress ohne Grund": Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 18. September 2013

Nach der Indizierung des Albums "NWA!" (Nie Wieder Arbeiten) von Bushidos Leibeigenem Shindy veröffentlichten die beiden Skandalrapper sogleich eine Bundesprüfstellen tauglichere Version ("NWA 2.0"), in der sie einzelne Songtextpassagen umdichteten. Auslöser der Furore war der sexistische, homophobe und gewaltverherrlichende Titel "Stress ohne Grund" - wir berichteten - , der sich gegen Politiker wie Claudia Roth und andere Personen des öffentlichen Lebens richtete. Bushidos scharfzüngigen Lyrics führten sogar zu Strafanzeigen gegen ihn, seinem Label 'Ersguterjunge' und Zögling Shindy:

Demnach wurde gegen die beiden Sprechgesangsartisten wegen des Verdachts der Volksverhetzung, der Gewaltverherrlichung und Beleidigung ermittelt: Auf der Suche nach Beweismitteln zur Entstehungsgeschichte des kontroversen Songs sowie dessen Distributionswege, durchsuchte die Berliner Kriminalpolizei sogar die Räumlichkeiten der Plattenfirma, ohne fündig zu werden - wir berichteten -.

Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Berlin tatsächlich Anklage gegen Bushido erhoben, wie der Spiegel aus Justizkreisen berichtet. Es kommt knüppeldick: Angeblich wird die Anklage gegen Bushido momentan vom Berliner Amtsgericht geprüft. Gegenstand des Verfahrens ist eben jener Song: "Stress ohne Grund". Und das, obwohl Bushido unter seinem bürgerlichen Namen das Buch "Auch wir sind Deutschland" zum Thema Integration veröffentlicht hat und sein Verhalten zumindest den Anschein von Besinnung und Friedfertigkeit nach all seiner eklatanten Medienpräsenz machte. Er selbst äußerte sich beschwichtigend zu der Anklage:

Bushido und "Stress ohne Grund": Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

"Ich möchte klarstellen, dass es auf keinen Fall ein Aufruf zu Gewalt sein soll. Es ist natürlich provokant. Ich habe die Mittel genutzt, die mir als Rapper zur Verfügung stehen. [...] Ich bin der Meinung, dass Menschen, die jeden Tag Rap hören, wissen, wie man damit umzugehen hat",

sagte der 34-Jährige. Gegenüber N24 erklärte der Rapper außerdem seine Motive:

"Mit Frau Roth und Herrn Tören habe ich schon eine etwas längere gemeinsame Vergangenheit. Ich wurde von ihnen schon öfter öffentlich als Antisemit und Proll-Arschloch betitelt. Das ist jetzt meine Retourkutsche gewesen. [...] Wenn ich überhaupt schieße, dann nur mit Wörtern. ...] Man muss so offen und ehrlich mit Menschen umgehen, dass man einen Unterschied zwischen Bushido als provokantem Rapper und jemandem mit Migrationshintergrund macht. Ich hoffe, dass die Menschen in Deutschland weiterhin so tolerant sind. Da habe ich sehr großes Vertrauen in die Gesellschaft",