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BODYGUARD - DAS MUSICAL wird zum Kölner Bühnenereignis

von Portrait von Carina Kaiser Carina Kaiser
Veröffentlicht am 23. September 2016

Die dramatische Liebesgeschichte um Superstar Rachel Marron und ihrem Bodyguard Frank Farmer ist weltbekannt – spätestens nach dem gleichnamigen Kino-Blockbuster mit Whitney Huston und Kevin Kostner. Die Deutschlandpremiere von BODYGUARD – DAS MUSICAL macht seit letztem Jahr Halt in der Domstadt und überrascht mit einer modernen Spitzenproduktion.

  • ERSTER AKT: EINE TIEFGARAGE

"Ein Schuss zerreißt die Stille. Im Halbdunkel drei Männer am Boden: Ein Attentäter, sein Ziel und zwischen den beiden ein Bodyguard: Frank Farmer. Seine Waffe ist auf den Angreifer gerichtet. Ein Wortwechsel, eine falsche Bewegung, zwei Schüsse. Dunkel.

  1. EIN SUPERSTAR, EIN KONZERT: RACHEL MARRON

Gleißende Lichter, ein treibender Beat, ekstatische Tänzer – und über allem Rachel Marron. Die Soul-Diva hält Hof. Sie gibt eines ihrer bombastischen Konzerte und lässt keinen Zweifel daran, wer die Königin des Pop ist, die Queen of the Night.“

Nilz BöhmeNilz Böhme

Das sind die ersten Zeilen, die die Handlung des ersten Akts von BODYGUARD – DAS MUSICAL beschreiben. Bodyguard und früherer Geheimagent Frank Farmer wird engagiert, um Superstar Rachel Marron vor einem unbekannten Stalker zu beschützen. Allerdings gegen ihren Willen, denn ihre Kariere, die sich gerade auf dem Höhepunkt befindet, soll möglichst nicht darunter leiden. Weder die exzentrische Soul-Diva noch ihr strenger Leibwächter sind bereit, Kompromisse zu machen – bis sich das Blatt wendet.

Der Kinohit »Bodyguard« nach dem Drehbuch des amerikanischen Regisseurs, Produzenten und Autors Lawrence Kasdan (u.a. Star Wars – Das Imperium schlägt zurück oder Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes) lockte allein in Deutschland über 6 Millionen Zuschauer in die Kinos. Nach der Musical-Bearbeitung des Oscar-Preisträgers Alex Dinelaris (Bestes Drehbuch für Birdman) begeistert die Originalproduktion im Londoner West End und seit November 2015 im Musical Dome Köln.

Rüdiger ZiemensRüdiger Ziemens

Mehr als ein Remake vom Film

Nun sind einige Sichtweisen auf Musicals veraltet. Da gibt es die ewigen Klassiker wie das Phantom der Oper, West Side Story oder Hair.  Musicals wie Grease oder Dirty Dancing lehnen sich an Hollywood-Filme an, sind deshalb aber nicht weniger gut inszeniert. BODYGUARD würde sich eher in letzteres einordnen. Wer aber denkt, es stecke nicht viel mehr dahinter, als einen Film „mal eben“ auf die Bühne zu bringen, der irrt gewaltig.

Die deutsche Inszenierung präsentiert Englische Songs und Deutsche Dialoge. BODYGUARD – DAS MUSICAL ist die aufwendigste Produktion, die jemals im Kölner Musical Dome zuhause war. Hier wird aus dem Filmstoff der neunziger Jahre ein Bühnenerlebnis der Gegenwart. Das Thema ist aktuell und befasst sich mit der düstere Seite des Glamours und des Ruhms. Durch Nebenhandlungen, wie die Darstellung der tödlichen Bedrohung durch die Rolle des Stalkers zeigt es auch die Schattenseiten eines Stars. Dabei zählt ein „Romantik-Thriller“ zu den Seltenheiten in der Musical-Landschaft. Aber die aufwendige Produktion zeigt, was auf einer Musicalbühne möglich ist. Moderne Sprache, gegenwärtiges Setting, Tempo, Nervenkitzel, Spannung. Tänzer, die durch Personenabschussrampen von der Unterbühne auf die Bühne schießen und wichtige Szenen beeindruckend dargestellt in Slow-Motion. Schnelle Szenenwechsel schaffen Gänsehautmomente zwischen der großen Show, die immer wieder von kleinen intimen Situationen abgelöst wird. Gerade diese Momente verleihen dem Live-Erlebnis ein völlig neues Gefühl. So fällt es fast gar nicht auf, dass immer nur Rachel Marron und ihre Schwester Nicki Marron (Jessica Mears) singen. Besonders sympathisch waren die Szenen, in denen Frank schief »I Will Always Love You« in der Karaoke-Bar singt, und damit mehr Applaus kassiert als alle anderen.

Nilz BöhmeNilz Böhme
Hardy MüllerHardy Müller

„Der Moment, in dem man aus dem Musical raus -  und in ein Whitney Huston Konzert hinein Katapultiert wurde, entstand nicht nur einmal.“

Es gibt eine Theorie, der zufolge jedes Kerntalent einen Kernschatten hat, einen Widersacher.  Wer sein Talent entfalten möchte, sollte zunächst diesen Schatten finden. Sängerin, Schauspielerin und Musical-Darstellerin Patricia Meeden hat ihren ganz klar gefunden und aus der Welt geschaffen. Sie spielt die erfolgsverwöhnte Sängerin Rachel Mirran gefühlsgeladen und auf den Punkt. Dabei singt sie sich und die Geschichte durch Whitney Houston’s größte Musikstücke. Neben ihr der deutsche James Bond: Theater- und TV-Schauspieler Jürgen Fischer spielt diesen bestimmten Helden, den man nur lieben kann. Ein wortkarger Leibwächter, der seine Gedanken nie offen legt, aber das Herz am rechten Fleck hat. Zusammen verkörpern sie das glamouröse Märchen von heute.

Jens HauerJens Hauer

Bei so einer beeindruckenden Produktion ist Kritik fast unmöglich. Schade fand ich persönlich, dass die achtköpfige Band, welche die ganze Inszenierung musikalisch begleitet hat, ausschließlich am Ende zu sehen war. Die erste Reihe musste leider auf  den finalen Auftritt der Rachel Mirran – zumindest optisch verzichten. Die Ärmsten wurden Opfer der Nebelmaschine, konnten dadurch immerhin ihre volle Aufmerksamkeit dem tollen Gesang widmen.

Die Idee, den Film Bodyguard auf die Musical-Bühne zu bringen kam überraschend - nicht aber der Erfolg. Unvorstellbar, dass der Kino-Knaller 67 Mal abgelehnt-, bevor er dann 1992 zum Riesenerfolg wurde. Beeindruckend und hartnäckig, wie das Musical selbst. Das tanzende und applaudierende Publikum sollte dafür Beweis genug sein.

Nilz BöhmeNilz Böhme

Das Musical geht in die Verlängerung. Tickets gibt es noch bis 31. März 2017 im Vorverkauf.

Weitere Info's rund um Vorstellung, Dauer, Preise etc. findet ihr hier

Nicht verpassen: der Musical Dome Köln feiert im Oktober zwanzigjähriges Jubiläum. BODYGUARD – DAS MUSICAL gratuliert zu dieser zwei Jahrzehnte umspannenden Erfolgsgeschichte und begeht den Geburtstag des Theaterhauses am Rheinufer mit einem Tag der offenen Tür am 3. Oktober 2016.

Von 11.00 bis 17.00 Uhr erwartet die Besucher am Tag der Deutschen Einheit ein vielfältiges Programm für Groß und Klein mit u.a. Live-Showblöcken, exklusiven Backstage-Einblicken und Autogrammstunden mit den Musical-Stars.