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Bronzen unter Bäumen: Tony Cragg präsentiert „William Tucker. Skulpturen“

von Portrait von Nina Loose Nina Loose
Veröffentlicht am 17. Juli 2013

Mit „William Tucker. Skulpturen“ stellt der Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden einen Hauptvertreter der englischen „New Generation“ aus. Die jüngeren Arbeiten Tuckers – wovon zehn zu sehen sind – tragen im Unterschied zu seinem abstrakten Frühwerk auch figürliche Züge. Darin gleichen sie der ständig wachsenden Sammlung des Skulpturenparks Waldfrieden – einem Ausstellungsgelände unter Bäumen, das der Bildhauer Tony Cragg 2008 ins Leben rief.

„Skulptur ist, was sie ist, und doch ist sie etwas anderes.“ (William Tucker)

Ein Haufen gigantischer Steine! So der erste Eindruck, wenn man den Gartenpavillon des Skulpturenparks in Wuppertal betritt. Denn in seinen Bronzen kultiviert William Tucker das Naturhafte, erweckt den Anschein einer unberührten Felsmasse. Dies gelingt, indem der heute 78-jährige seine Modelle aus grobem Gips formt, ohne ihre Textur später zu glätten, geschweige denn zu polieren. Es braucht eine ganze Weile, die Bronzeabgüsse als Kunst zu identifizieren, und noch länger, jene Bilder, die das Material birgt, zu ermitteln. Notgedrungen wird der Betrachter dabei zum Detektiv. Dann erkennt er in „Victory“ die Evokation der Nike von Samothrake, eine vorchristliche Statue, die heute im Louvre steht. Oder er macht in „Hommage a Rodin (Bibi)“ das deformierte Gesicht eines Boxers ausfindig. Andere Werke wie „Horse IX“ oder „Eve“ verlangen nicht so sehr nach einer Spurensuche, sondern präsentieren im Wesentlichen, was ihre Titel verheißen, also einen Pferdekopf bzw. einen weiblichen Torso.

„Es gibt keine Abwesenheit von Natur, das Naturhafte ist stets die Grundbedingung.“ (Bogomir Ecker)

Neben William Tucker sind noch zahlreiche andere namhafte Bildhauer im Skulpturenpark vertreten, etwa Wilhelm Mundt, Norbert Kricke und natürlich der Hausherr selbst, Tony Cragg. 2006 kaufte er das verwaiste Waldstück, um darauf ein Freilichtmuseum für zeitgenössische Plastik entstehen zu lassen. Heute spaziert man dort im Schatten eines dichten Blätterdachs zwischen alten Laubbäumen umher, läuft über weiche Erde, feuchten Rasen oder frisch angelegte Kieswege. Sie führen den Besucher bis in den hintersten Teil des Areals, der gerade erst eröffnet wurde, und der Raum schafft für monumentale Neuzugänge. „Odolop“ (2012) von Bogomir Ecker ist einer von ihnen. Das säulenartige, sieben Meter hohe Konstrukt mahnt den Wuchs der schlanken Bäume nach, die neben ihm gen Himmel streben. Mühelos fügt es sich so in den Landschaftskontext ein. Etwas anders verhält es sich mit der neuen Cragg-Skulptur „Mixed Feelings“ (2012). Sie thront, ganz in Gold gehalten, wie ein Prunkgefäß auf einer erhöhten Lichtung. Scheint erst die Sonne, dann ist ihr Leuchten sogar durch das Dunkel des Waldes weithin sichtbar.

Sucht man nach einem Kriterium, das alle im Skulpturenpark versammelten Kunstwerke eint, dann bleibt vielleicht dieses: Sie beziehen sich ausnahmslos auf die Natur, bilden organische Formen aus, zitieren gar unseren oder den Körper von Tieren. Allerdings: „Was die Besucher erkennen werden oder ob diese Bilder wirklich so wichtig sind“, das kann, sagt William Tucker, der Künstler selbst nicht bestimmen.

Die Skulpturen von William Tucker sind vom 29. Juni bis 1. September 2013 im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal zu sehen.