Verschollener Kunstschatz wieder aufgefunden: 1500 Exponate wurden in vermüllter Wohnung gehortet

von Portrait von Lina Wemhöner Lina Wemhöner
Veröffentlicht am 4. November 2013

Erneut kann die Kunstwelt sich mit bedeutetenden Meisterwerken vergangener Zeiten auseinandersetzen. Zollfahnder haben in einer Münchener Wohnung einen atemberaubenden Fund gemacht: Etwa 1500 Werke von dutzenden Künstlern der klassischen Moderne wurden entdeckt und beschlagnahmt. Darunter waren Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Emil Nolde, Marc Chagall und Max Beckmann, die von Nationalsozialisten im Dritten Reich als "entartet" eingezogen oder jüdischen Kunstsammlern geraubt wurden.

Der Wert der Kunstdrucke, Zeichnungen und Gemälde wird auf ca. eine Milliarde Euro geschätzt. Dem Focus zufolge wurde die Wohnung des Münchener Cornelius Gurlitt bereits im Frühjahr 2011 nach einem Durchsuchungsbefehl geräumt und die etwa 1500 Exponate beschlagnahmt. Dieses geschah allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit und blieb bis zum jetzigen Zeitpunkt geheim. Auf den 80-jährige Münchener wurden Zollbeamte bei einer zufälligen Bargeldkontrolle während einer Zugreise von der Schweiz nach München aufmerksam. Die Fahnder gingen dem Fall weiter nach und erwirkten so die Räumung der Wohnung.

Die Kunstschätze hausten über ein halbes Jahrhundert in abgedunkelten Zimmern zwischen Dreck und Müll. Nachdem der Kunstsammler Hildebrand Gurlitt, der Vater des Müncheners, die Werke in den 30er- und 40er-Jahren aufgekauft hatte, behauptete er, dass der komplette Besitz bei der Bombadierung Dresdens 1945 in seiner ehemaligen Wohnung verbrannt worden sei. Allerdings übernahm Cornelius Gurlitt schon bald die Bilder und hortete sie in seiner Wohnung.

Verschollener Kunstschatz wieder aufgefunden: 1500 Exponate wurden in vermüllter Wohnung gehortet

Zur Zeit lagern die Kunstwerke in einem Sicherheitstrakt des bayrischen Zolls in Garching bei München und werden von der Kunsthistorikerin Meike Hoffmann nach Herkunft und Wert überprüft. Mindestens 300 der aufgetauchten Bilder wurden eindeutig als verschollene Werke der entarteten Kunst identifiziert.

Aber das war noch nicht alles, neben der Geheimhaltung des enormen Kunstschatzes, ermittelt die Staatsanwaltschaft Augsburg zusätzlich wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung gegen Cornelius Gurlitt. Der Münchener soll einige der gehorteten Gemälde verkauft und seinen Lebensstandart damit finanziert haben.