Satire-Zeitschrift bringt erneut Mohammed-Karikaturen

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 3. Januar 2013

Das französische Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ hat am Mittwoch in einer Sonderbeilage einen 64-seitigen Comic zum Leben Mohammeds herausgegeben und somit erneut den Unmut der islamistischen Bevölkerung Frankreichs auf sich gelenkt. Erst vergangenen September hatte das Magazin selbst Schlagzeilen gemacht, als es unmittelbar nach dem Auftauchen eines islamfeindlichen Filmes (wir berichteten) die Situation durch satirische Mohammed-Karikaturen weiter anheizte. Dieses Mal soll aber alles gar nicht so kritisch sein wie damals, behauptet der Zeichner des Comics und Chefredakteur des Blattes Stéphane Charbonnier. Die Welt berichtet:

Die Biografie in Comic-Form sei zusammen mit Muslimen redigiert worden und deshalb "völlig halal", also auch für Anhänger des islamischen Glaubens zulässig. "Es ist eine Zusammenfassung dessen, was muslimische Chronisten über das Leben von Mohammed geschrieben haben", sagt er.

Im islamischen Glauben ist es nicht gestattet, den Propheten Mohammed bildlich darzustellen. 2006 hatte eine dänische Zeitung ebenfalls Karikaturen veröffentlicht und damit Proteste ausgelöst, in deren Verlauf 150 Menschen starben. Die Unruhen im letzten Jahr forderten ebenfalls Menschenleben.

Satire-Zeitschrift bringt erneut Mohammed-Karikaturen

„Charlie Hebdo“ hat eine lange Geschichte, was Mohammed-Karikaturen angeht. Im November 2011 fielen die Redaktionsräume einem Brandanschlag zum Opfer - einen Tag nachdem das Blatt Mohammed auf die Titelseite gebracht hatte. Chefredakteur Charbonnier gibt aber nicht auf - er verteidigt das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit vehement:

Wir veröffentlichen Karikaturen über jeden und alles - jede Woche! Wenn es aber um den Propheten geht, wird es Provokation genannt. Erst darf man nicht Mohammed zeichnen, dann nicht mehr einen radikalen Muslim, und jedes Mal wird es heißen: <Das ist eine Provokation für einen Muslim.> Ist die Pressefreiheit eine Provokation? Ich rufe strenggläubige Muslime ebenso wenig auf, ‚Charlie Hebdo‘ zu lesen, wie ich in eine Moschee gehe, um einen Diskurs anzuhören, der meinen Überzeugungen widerspricht.

Die Kritik an dem gestern veröffentlichten Comic scheint in der Tat fehl am Platz - im Moment ist die politische Stimmung nicht aufgeheizter, als sonst. Dieses Mal kann also niemand „Charlie Hebdo“ vorwerfen, nur Profit aus der Situation schlagen zu wollen. Charbonniers Vorschlag, das Comic auch an Schulen zu verwenden, damit sich Kinder an die bildliche Darstellung des Propheten gewöhnen, erscheint jedoch zu optimistisch - extreme Islamisten werden sich trotzdem angegriffen fühlen. Dabei gibt es nicht einmal einen „offiziellen Anlass“, denn im Koran findet sich nirgends das Verbot, sich „ein Bild zu machen“. Auch ein interessanter Fakt: Während der christliche Gott nie ein Mensch war und die Existenz von Jesus auch nie bewiesen wurde, ist Mohammed definitiv ein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen - sein Geburtstag ist sogar ein islamischer Feiertag! Während die Islamisten also einen real existierenden Mann nicht zeigen lassen wollen, hängen die Christen sich ihren (womöglich fiktiven) „Propheten“ Jesus sogar halbnackt in die Kirchen. Wie unterschiedlich Religionen doch aufgefasst werden können...