Interview: Das Ausstellungskonzept zu "125 Jahre Kölnisches Stadtmuseum - 125 mal gekauft - geschenkt - gestiftet"

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 28. Juni 2013

Das Kölnische Stadtmuseum zeigt zum 125-jährigen Bestehen die Jubiläumsausstellung "125 Jahre Kölnisches Stadtmuseum - 125 mal gekauft – geschenkt – gestiftet". Als eins der ältesten historischen Museen Deutschlands präsentiert das Haus selten ausgestellte Kunstwerke und Alltagsgegenstände, mit denen bedeutende Ereignisse und Geschichten verbunden sind. Viele Exponate sind dabei mit Zusatzinfos angereichert, so dass der Besucher während des Rundgangs auf unterhaltsame Weise nach Lust und Laune stöbern und überraschende Geschichten und Hintergrundinformationen erfahren kann.

Auch die Geschichte des Hauses selbst wird thematisiert: 1888 als „Historisches Museum der Stadt Cöln“ gegründet und mit Sitz in der Hahnentorburg, ist es seit der Eröffnung am 11. Januar 1958 als „Kölnisches Stadtmuseum“ im Zeughaus untergebracht.

Zum Jubiläum bietet das Museum ein modernes, ausgefeiltes Ausstellungskonzept. Doch wie entsteht ein solches Konzept überhaupt? Im Gespräch mit den Ausstellungsdesignerinnen der Agentur Bureau Construct, Alice Kaiser und Wahideh Mostafawy, die das Konzept mit den Kuratoren des Kölnischen Stadtmuseums erarbeiteten, erfahren wir, welche Herausforderungen ein solches Ausstellungsprojekt mit sich bringt.

Eine Ausstellung beginnt oft mit einer Idee, die dann weiterentwickelt wird. Wart ihr bei der Konzeption völlig frei oder gab es Vorgaben des Museums?

Die grundsätzliche Idee des Museums war es, dass 125 Exponate in fünf Abteilungen ausgestellt werden sollten. Jedes Exponat sollte so stellvertretend für das Jahr stehen, in dem es angekauft, gestiftet oder dem Museum geschenkt wurde. Die fünf Abteilungen orientieren sich an für die Geschichte des Museums wichtige Wendepunkte: z.B. ein neues Gebäude oder politische Veränderungen.

Was waren in der Konzeptionsphase die größten Schwierigkeiten, die Ihr zu bewältigen hattet?

Zunächst mal sind 125 einzeln präsentierte Objekte ziemlich viele, wenn man bedenkt, dass die Ausstellungsfläche nur etwa 450m² beträgt. Wir brauchten mehr Wandfläche als in der Alten Wache - dem Sonderausstellungsbereich des Museums - normalerweise vorhanden ist. Wir mussten also ein Raumkonzept entwickeln, dass mit Stellwänden funktioniert und für das Museum dennoch bezahlbar bleibt. Allerdings waren uns in der Konzeptionsphase erst zehn der 125 Objekte bekannt, so dass unser Konzept sehr flexibel auf alle denkbaren Objekttypen anwendbar bleiben musste. Nicht zu Letzt gab es auch inhaltliche Hürden: Die ganzen Objekte haben inhaltlich gar keinen Zusammenhang, daher haben wir uns dann für ein Leitsystem entschieden, dass sowohl mit einem Zeitstrahl als auch mit unterschiedlichen Wandfarben pro Raum funktioniert und dass die einzelnen Abteilungen so zusammenhält.

Die Jubiläumsausstellung ist also chronologisch, anhand der Geschichte des Museums aufgebaut. Wie wird letztendlich in der aktuellen Schau die Ausstellungsfläche genutzt?

Jede Epoche des Museums hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Auch deshalb wollten wir die einzelnen Epochen unbedingt zusätzlich räumlich voneinander trennen. Es ist dadurch nun ein spannender Parcours entstanden, der die Besucher durch die sonst sehr offenen Räume der Alten Wache führt.

Diese einzelnen Räume bieten die Möglichkeit jede Epoche für sich zu inszenieren und den Besucher einfacher in die entsprechende Zeit mitzunehmen. Darüber hinaus erzeugt das auch Spannung, weil die Besucher nicht sofort sehen, was im nächsten Raum auf sie wartet.

Der Zeitstrahl dockt zu Beginn jeder Abteilung immer an einer sogenannten Intro-Wand an. Hier wird dann jedes Mal die Geschichte des Museums aufgegriffen. Doch der Zeitstrahl dient nicht nur als Wegweiser, sondern er vermittelt durch die Abbildung der Jahreszahl auch direkte Informationen über den Inventarisierungszeitpunkt des jeweiligen Exponates. Wir ermöglichen dem Besucher so eine einfache Orientierung und Informationsaufnahme.

Die Exponate werden ganz unterschiedlich inszeniert. Erklärt uns bitte an einem Beispiel, wie der Brückenschlag zwischen Geschichte und Gegenwart geschlagen wird, damit der Besucher einen verständlichen, modernen Bezug zur heutigen Zeit erhält.

Bei den 125 ausgewählten Exponaten gibt es einige, die spannende Zusatzgeschichten bieten. Beispielsweise ist ein roter Damen-Badeanzug von 1912, der bis zum Knie reicht, Anlass zur Geschichtsexkursion über die Emanzipation der Frau, sowie die allgemeine Entwicklung des Badeanzuges bis zur heutigen Zeit.

Ein weiters Exponat, der Mantel aus Plus-Plastiktüten, der einst dem 'Kölner Original' Hermann Götting gehörte und 2007 dem Museum geschenkt wurde, wird zum Anlass genommen, den Kölnern an Hand von Infografiken zu veranschaulichen, wie eklatant hoch ihre Müllproduktion ist. Denn mit etwa 370 Kilo pro Kopf verursachen die Kölner innerhalb eines Jahres den meisten Müll in ganz Deutschland. Beim Rundgang macht es Spaß, Geschichten über die Exponate, das Museum und Köln zu erfahren und zusätzlich durchaus wissenswerte Informationen mit Bezug zur heutigen Zeit zu erhalten. Dieser Mehrwert wird oft durch anschauliche Grafiken, Film- und Soundmaterial dargestellt.

Gibt es noch weitere Besonderheiten, mit denen ihr die Jubiläumsausstellung des Kölnischen Stadtmuseums versehen habt?

Neben dem Ausstellungs- und Raumkonzept waren wir auch für das Corporate Design verantwortlich. Das Konzept für das Erscheinungsbild der gesamten Außenwerbung wie Plakate, Flyer und Give-aways ist so angelegt, dass der Bezug zur Ausstellung schnell klar wird. Um auch möglichst viele Exponate aus der Ausstellung zu präsentieren, haben wir uns bei der Visualisierung für ein Kubenmuster entscheiden, welches das Raum- und Farbkonzept der Ausstellung wiedergibt, viele Objektfotos enthält und sich gleichzeitig durch die gesamte Ausstellung zieht.