Bayreuth ist DDR pur: Warum zwischen Castorf und Wagner-Schwestern die Fetzen fliegen

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 25. Juli 2013

Gestern noch berichteten wir über den Beginn der Bayreuther Festspiele 2013. Besonders in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist die „Ring-Saga“ von Richard Wagner. Zwischen dem diesjährigen Regisseur Frank Castorf und den künstlerischen Leiterinnen der Festpiele fliegen die Fetzen. Die beiden Ur-Ur-Enkelinnen von Richard Wagner beschrieb Castorf gegenüber dem Spiegel als „DDR pur“, Jeder von „Außen“ sei ihr Feind. Ob diese Aussage die Wogen glättet ist wohl fraglich.

Ursprünglich war für die diesjährige Inszenierung Wim Wenders geplant, doch dieser sagte ab. Danach galt auch lange Skandalnudel Lars von Trier als möglicher Favorit. Wie die Berliner Zeitung schrieb, verpflichtete man Jonathan Meese für die "Parsifal" Inszenierung 2016. Der 33-jährige muss sich derzeit für seinen ´Hitlergruß-Skandal´ vor Gericht verantworten.

Bayreuth ist DDR pur: Warum zwischen Castorf und Wagner-Schwestern die Fetzen fliegen

Nun kam dieses Jahr aber Castorf - neun Tage hatte er nach eigener Aussage bloß Zeit, um „Das Rheingold“ zu inszenieren, so der Spiegel. Dummerweise nahm er trotz des straffen Zeitplanes und Erfolgsdruck es dann mit der Pünktlichkeit nicht so genau, sehr zum Verdruss der Wagner-Schwestern. Die Arbeitsumstände verglich der Regisseur dann noch mit der RTL-Soap „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“. In so einer gewittrigen Arbeitsatmosphäre können wir uns gut vorstellen, wie jedem noch so kreativen Geist seine Inspiration flöten geht. Weniger gut vorstellbar ist ein gelungenes Stück, denn die entstehen ja doch meistens durch Professionalität, wenn wir uns nicht irren.

Ulkigerweise haben die Wagner-Schwestern anscheinend eine masochistische Veranlagung und quälen sich gerne selbst mit schwierigen Charakteren. Da gab es Hauptdarsteller, die wegen einer Hakenkreuz-Tätowierung ersetzt wurden oder der Skandal von 2010, als Hans Neuenfels seinen Lohengrin mit Rattenkostümen ausstattete. Irgendwann lief dann auch noch die liebe Angela Merkel mit einem bemerkenswerten Ausschnitt über den roten Teppich, ein Anblick der sich in unser aller Gedächtnis gebrannt hat. Sex, Macht und Intrigen: Also gibt es in Bayreuth anscheinend wirklich die "GZSZ"-Zustände die Castorf beklagt. Kleiner Tipp an die ´Wagner-Sisters´: Skandale sind ja für die Öffentlichkeit schön und gut, aber auch für die Qualität der Aufführungen? Anstatt euch jedes Jahr mit irgendwem zu kabbeln, macht es doch lieber so wie 2015: Da wird „Tristan und Isolde“ von Katharina Wagner selbst inszeniert.