Arrogant und trotzig: Castorf zeigt Publikum Vogel nach Wagners "Götterdämmerung"

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 2. August 2013

Es ist zu Ende. Frank Castorf hat den letzten Teil der Wagner „Nibelungen“-Saga auf die Bühne der Bayreuther Festspiele gebracht. Zuletzt betrat der Regisseur die Bühne und es kam was kamen musste: Das Publikum buhte und der Inszenator zeigte ihnen als Antwort einen Vogel. Dass sich die beiden Seiten nicht ganz so lieb haben werden, war zu erwarten.

Castorf zeigte der Menge nicht nur den Vogel, er schoss ihn auch ab: Die Aufführung von „Götterdämmerung“ bot wieder den ein oder anderen Skandal: Da wurde der Reichstag als amerikanische Börse dargestellt und immer wieder die Thematik des Kalten Krieges. Was wohl die Merkel im Publikum darüber dachte?

Frank Castorf steht nach der Aufführung trotzig wie ein Kleinkind auf der Bühne und lässt die Buh-Rufe minutenlang über sich ergehen. Man fragt sich, ob es genau sein Ziel war die Zuschauer in Bayreuth einfach nur unglaublich zu provozieren, oder ob er sich vielleicht doch klammheimlich auf einen Siegeszug der Herzen eingestellt hat. Auf die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ hätte wohl ein deutlicher Anteil des Publikums mit: „WEG!“ geantwortet.

Fassen wir zusammen: Ein Porno-Pool, eine Puffmutter, ein Maschinengewehr, Regierungskritik. Frank Castorf hat einige Register gezogen um den „Ringe des Nibelungen“, sagen wir mal, ´speziell´ zu gestalten. Dabei waren einige seiner Ideen durchaus interessant, das traditionelle Gold etwa durch Öl zu ersetzen oder die Aufführungen mit Filmaufnahmen zu untermalen. Dirigent Kirill Petrenko wurde übrigens vom Publikum gefeiert, musikalisch war die "Götterdämmerung" wieder erstklassig. Übrigens dauerte es eine ganze Weile eher Schmoll-Castorf Petrenko die Bühne überließ.

Aber eines hat Castorf tatsächlich geschafft: Diese „Ring des Nibelungen“-Inszenierung wird wohl kaum jemand schnell vergessen. Geschweige denn seinen Namen, der in Bayreuth wohl noch Jahre lang mit dem Schrecken des Wagner-Jubiläums-Rings einhergehen wird.