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3 unterschiedliche Darstellungen der Hölle in der Unterhaltungsbranche

von Portrait von Thilo Nemitz Thilo Nemitz
Veröffentlicht am 4. Februar 2014

Für mich persönlich sind Konzepte wie Himmel und Hölle als tatsächlich existierende Orte recht antiquierte Vorstellungen aus einer weniger aufgeklärten Zeit. Jetzt mögen mich aufgebrachte Anhänger ihres Glaubens mit Bibeln oder den jüngsten Ausgaben des Necronomicons bewerfen, doch ich stehe – gerade in Bezug auf eine mögliche Hölle - zu meiner Aussage: Wieso sollten auf endliche Vergehen im Diesseits unendliche Qualen im Jenseits folgen? Das wäre eine ziemlich unfaire und ungleiche Rechnung, die ich getrost als religiösen Terror und Angstmache eine mittelalterlichen Kirche unter „B“ wie „Blödsinn“ abhefte.

Trotzdem sind die abstrakten Phänomene von Gut und Böse für Menschen natürlich äußerst spannend und unterhaltsam. Die imaginären Orte des reinen Guten oder des reinen Bösen sind wunderbar epische Bühnen, auf denen in der Gestalt von Engeln oder Teufeln überspitzte und damit gleichermaßen wunderbar dramatische Charakere, wie geschaffen für die Unterhaltungsbranche, agieren können. Die Popkultur bedient sich in sämtlichen Medien immer wieder gerne an schwertschwingenden Erzengeln oder tanzenden Teufeln. Schon vor Jahrhunderten wurde die Hölle als Instrument zur schaurigen Unterhaltung genutzt, was mich zur ersten Erscheinungsform der Hölle in der Unterhaltungsbranche von gestern bringt.

Die klassische Hölle der Qualen

Schon am Anfang des 14. Jahrhunderts steuerte Dante Alighieri der mittelalterlichen „Unterhaltungsbranche“ seine Göttliche Komödie bei. Wobei „Komödie“ hier nur Bezug auf die italienische Sprachform und den glücklichen Ausgang nahm und nicht unbedingt darauf, dass ein Spaziergang durch die Hölle so verdammt lustig ist. In diesem Werk darf der Leser Dante unter anderem dabei begleiten, wie er in den 9 Kreisen der Hölle, des „Inferno“, immer verruchtere Arten von Sündern kennen lernt. Eine schaurige Vorstellung, die zu damaligen Zeiten sicherlich Schmunzeln und Gänsehaut gleichermaßen ausgelöst hat. Überhaupt waren die Darstellungsformen der Hölle in der jüngeren Menschheitsgeschichte sehr vom Aspekt des Leidens und der ewig währenden Strafe geprägt, wie sich z.B. gut bei der Darstellung der Hölle von Hieronymus Bosch sehen lässt. Besonders im Mittelalter, einer Zeit von Pest, Aderlass und Aberglaube, und auch noch später in der Renaissance in Form des Ablasshandels, konnte die Kirche mit der Angst vor Strafe im Jenseits gutes Geld verdienen. Da wundert es nicht, dass die Hölle noch nicht als überspitzte Metapher oder gar Ort der unfreiwilligen Komik gesehen werden konnte.

Die Hölle als vermeintlich lustiger Ort

Isaac Asimov, soll mal sinngemäß gesagt haben, dass, wenn er an ein Leben nach dem Tod glauben würde, er die Langeweile des Himmels mehr fürchten würde, als die Qualen der Hölle. Diese Einstellung ist nachvollziehbar - denn bis in alle Ewigkeit auf einer Wolke zu sitzen und von morgens bis abends zu frohlocken, erscheint als Belohnung für ein moralisches Leben wenig attraktiv. Das fand schon Ludwig Thomas Münchner im Himmel sterbenslangweilig. Es liegt also nahe, der Hölle ein weniger scheussliches Angesicht zu verpassen und als echte Alternative anzuerkennen. Zumindest im Rahmen der Tendenz des Menschen furchtbaren Dingen mit einer Verulkung den Schrecken zu nehmen, um sie besser verarbeiten zu können. Da ist es dann auf einmal lustig, dass Homer Simpson als Strafe in der Hölle Donuts essen muss bis er platzt. Der Zuschauer möchte fast applaudieren, wenn Homer durch konsequente Völlerei sogar die unendlichen Donut-Reserven der Hölle zur Neige gehen lässt und den ihm zugeordneten Teufel zur Verzweiflung bringt. In der Parodie ist die Hölle also scheinbar ein Ort, der bezwungen werden kann und so seinen Schrecken verliert. Im Gegenteil: In der Grammy-prämierten Trickserie Southpark wird sogar der Fürst der Finsternis persönlich dadurch gedemütigt, dass er eine nicht gleichberechtigte Beziehung mit Saddam Hussein eingeht.

Die Hölle als spielerische Herausforderung

Noch effektiver als mit einer verbalen Verharmlosung lässt sich der Schrecken der Hölle mit einem Raketenwerfer dezimieren. Schon 1993 durften Spieler von John Carmacks berühmt-berüchtigtem Ego Shooter „Doom“ mit allerhand schwerem Geschütz auf die Bewohner der Hölle ballern. Im digitalen Zeitalter ist die Hölle zu einer Art „Proving Ground“ und Spielwiese für morbide veranlagte Gamer geworden. Auch andere Spiele wie Blizzards Diablo schlagen in die gleiche Kerbe und nutzen den Schauplatz der Hölle als besonders exotisches und schaurig-schönes Level-Design. Und manchmal gelingt dabei sogar die Symbiose zwischen Klassiker der Weltliteratur und neuzeitlichem Unterhaltungs-Medium: In Dante's Inferno (2010) dürfen Spieler als der Paladin „Dante“ durch die 9 Kreise der Hölle reisen und mit quasimagischer, heiliger Macht und martialischen Waffen die in furchtbaren Dämonen verkörperten 7 Todsünden bekämpfen. Dabei können sie sogar dem Tod dessen gefürchtete Sense abnehmen und damit selbst tätig werden. Viel epischer und damit auch unterhaltsamer kann es für einen Gamer, der mit dem Horror-Action-Genre etwas anfangen kann, nicht mehr werden. Wenn im Verlauf von 2014 Occulus Rift und andere Vertreter neuster Virtual-Reality-Technik auf den Markt kommen, wird das gruselige Spielerlebnis „Hölle“ sicherlich noch einmal ganz neu definiert werden. John Carmack besitzt beispielsweise einen Occulus Rift Developer's Kit. Es erwarten uns also höllisch gute Zeiten. Schon lustig, wie sich die Wahrnehmung des Konzepts „Hölle“ bis zum heutigen Tag verändert hat.