Foto 1 von gruber's restaurant in Köln
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gruber's restaurant

Clever Str. 32, 50668 Köln
Telefon: 0221/7202670
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 12:00-15:00 Uhr

Mo.-Sa. 18:00-23:00 Uhr

So+Feiertage Ruhetag

Artikel aus Gault Millau 2009, Bewertung: 14 Punkte

Rot-weiß-rote Krawatten trägt das bodenlang geschürzte, sehr freundliche Personal zwar nur abends (die Maderln übrigens nicht anders als die Buberln), aber mittags geht's beinah' noch a bisserl österreichischer zu in diesem rheinischen Edel-Beisl. Dann fehlen auf der Karte die teureren südländisch angehauchten Gerichte wie etwa Lammrücken im Brikblatt mit Tomatenorecchiette oder Zander und Jacobsmuschel mit Artischocken und Crème fraîche-Sauce. Dafür gehört den Austria-Schmankerln die ungeteilte Aufmerksamkeit von Küche und Klientel in der ehemaligen Oberpostdirektion.

Wiener Schnitzel und Backhenderl, beide vom Feinsten, gibt's immer, und natürlich auch den traditionellen Rindstafelspitz im Wurzelsud, der im Topf auf den Tisch kommt, klassisch begleitet von Apfelkren, Petersilienkartoffeln und Schnittlauchsauce – ganz wie beim Plachutta in Hietzing. Vielleicht hat der Herr Franz außerdem noch ein Altwiener Erdäpfelrahmsupperl da oder ein Erdäpfelgulasch mit Röstzwiebeln – und hoffentlich auch den Apfelstrudel und die Marillenpalatschinke (das ist, was kaum ein Piefke weiß, der Singular – Palatschinken heißt's nur im Plural).

Für Grubers Mehlspeisen-Ikone, den Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster, der mehr Arbeit macht, muß man freilich abends einkehren und großen Appetit haben. Sonst bleibt z.B. Powidelpofesen (Armer Ritter mit Pflaumenmus), wozu Cassissorbet viel besser konveniert als (letzthin servierte) aromafreie Erdbeeren.

Fasslkäse, Steirer Schimmel und ein halbes Dutzend anderer autochthoner Käsesorten fahren neuerdings auf einem imposanten hölzernen Käsewagen vor – einer Spezialanfertigung für den ästhetisch anspruchsvollen Gruber, der seine Gäste zwischen farbenfrohen Hundertwasser-Reproduktionen und raffinierten Blumengestecken auf Stühlen sitzen läßt, denen man ihre Jugend nicht ansieht – sie stammen nämlich keineswegs von Omas Dachboden, sondern wurden ebenfalls aus antiken Hölzern extra für Gruber's Restaurant geschreinert.

Solches Stilbewusstsein schreiben wir nicht zum geringsten dem Einfluss des Herrn Carlo zu, eines promovierten Juristen und kölschen Patriziers mit Savoir-vivre und besten gesellschaftlichen Kontakten. Weil er seinem Freund und Partner Franz so hilfreich zur Seite steht, ernennen wir den Herrn Doktor kurzerhand zum Hofrat h.c. – mit diesem Titel fängt in der Alpenrepublik bekanntlich das Menschsein an!

Und wir schätzen uns glücklich, ihm versichern zu können, dass sein Meisterkoch auch bei in Zitronengras mariniertem Carpaccio von gerolltem Kalbs- und Rinderfilet (das eine kräuter- und parmesanwürzig, das andere pfiffig mit Serviettenknödel gefüllt) ebenso wenig enttäuschte wie beim Perlhuhn auf Steckrübenpüree und eingemachten Schlangenbohnen.
Während wir noch darüber sinnieren, warum der Eisenkrautrisotto zum respektablen St. Pierre im Mothfeeling so merkwürdig an Milchreis erinnerte, naht Sommelier und Co-Patron Lars O. Petz, der Dritte im Bunde, schon wieder mit einem jener wunderbaren österreichischen Tropfen, die jeden trüben Gedanken vertreiben – und hier nicht nur in großer Zahl vorhanden, sondern auch fast ausnahmslos , glasweise zu den Gustostückerln wohlfeil sind.

Wer unbedingt will, kann ausländisch (und sogar deutsch) trinken – aber, beim seligen Kracher, wem fiele das in dieser Generalrepräsentanz austriakischer Genusskultur ein!