Ab heute im Handel: „Woody Allen: A Documentary“

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 25. Oktober 2012

Wie hat Woody Allen die Brille ausgesucht, die er seit Jahrzehnten trägt? Warum gab sich Allen Stewart Konigsberg den Künstlernamen „Woody“? Und wie schaffte er es, zu einem der einflussreichsten Regisseure aller Zeiten zu werden? Alle diese Fragen werden in der - nicht wie oft angegebenen 114 Minuten, sondern tatsächlich 186 Minuten langen - Dokumentation beantwortet.

„Schreiben ist großartig.“ Das ist der erste Satz in „Woody Allen: A Documentary“. Gut, das zu hören, denn seine Eltern wollten eigentlich, dass Woody Allen Apotheker wird. Ein Leben als Künstler hatten sie für ihn nicht vorgesehen. Und dass er selbst einmal Schauspieler und Regisseur sein würde, hatte er sich auch nie erhofft. Auf die Bühne musste er in seinen Anfangszeiten als Komiker geprügelt werden. Er sah sich nicht als Gag-Erzähler, sondern als derjenige, der sie für andere schreibt. Aber es kam alles anders, wie wir wissen. 15 seiner Drehbücher wurden für den Oscar nominiert; dreimal davon gewann er die Trophäe auch. Aber wer ist dieser Mann eigentlich, der seit 50 Jahren alle seine Texte auf einer 60 Jahren alten Olympia-Schreibmaschine tippt?

Ab heute im Handel: „Woody Allen: A Documentary“

Der erste Stunde des ersten Teils der Dokumentation ist sicherlich der interessanteste: Regisseur James B. Weide fuhr mit Woody Allen in dessen Heimatvierte Brooklyn. Woody erzählt in diesem Abschnitt tatsächlich aus dem sonst so verschlossenen Nähkästchen - wie ihn jemand auf dem Schulhof mit einem Auto überfahren wollte; wo er als Kind Baseball gespielt hat; wie er mit einem Chemiekasten den Pelzmantel seiner Mutter ruinierte. Es ist, besonders für seine Fans ein grandioser Einblick - der kleine, schrullige Mann erzählt von seiner Kindheit in den 40ern. Leider verblasst die Dokumentation danach etwas, verliert Woody Allen als Gegenstand der Dokumentation aus den Augen und verwandelt sich zu einem zweistündigen schnellen Ritt durch die Filme des 77-Jährigen - als ob Woody Allen sich ausschließlich durch seine Filme definieren würde! Wirklich neue, intime Einblicke gewinnt man in den letzten zwei Stunden des Films kaum noch. Das ist sehr schade, aber für Fans dennoch unterhaltsam, denn in „Woody Allen: A Documentary“ kommen nicht nur seine Schwester und Ex-Freundinnen (außer natürlich Mia Farrow) zu Wort, sondern auch Wegbegleiter, an die Allen selbst sich kaum noch erinnern dürfte. So stellt beispielsweise ein Geistlicher, der in einem von Woodys Filmen als Berater zur Seite stand, die These auf, dass er deswegen jedes Jahr einen Film herausbringt, weil es ihn davon abhält, ständig über den Tod nachzudenken; indem Allen ständig schreibt und dreht, verdrängt er seine eigene Vergänglichkeit. Ob das wahr ist, ist letztlich unerheblich.

Die DVD ist ab heute im Handel. Als Bonusmaterial gibt es mehrere Trailer, geschnittene Szenen, zwölf Fragen an Woody Allen, ein Interview mit dem Regisseur James B. Weide - alles deutsch untertitelt