"Wild Girls": Welche Albernheiten uns heute mit Conchita Wurst, Senna, Fiona und Co. auf RTL begegnen

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 24. Juli 2013

Ein weiterer plastikbusiger Trash-Abend steht uns bevor: Die "Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika" kehren heute Abend in gewohnt grenzdebiler Manier zurück. Das polarisierende Format hat, wenn auch kein Niveau, immerhin einen nationalen Shitstorm ausgelöst. Zahlreiche polemische Glossen und sarkastische Kolumnen, welche die raufenden Protagonistinnen parodieren, sorgen dafür, dass der Sender bekommt, was er sich erhofft hat: Mediale Aufmerksamkeit. Das Format wird nahezu auf jeder halbwegs seriösen Seite ironisch karikiert. Warum beschäftigen wir uns aber überhaupt mit diesem Schund?

Weil RTL einen soziokulturellen Schock auslöst. Den indigenen Stamm der Himbas, welcher bereits zu Kolonialzeiten vom Deutschen Kaiserreich ausgebeutet und schikaniert wurde, konfrontiert der Sender nun mit zwölf dekadenten und unterbelichteten Gören, die vor westlichen Klischees nur so strotzen. Der Eindruck entsteht, dass wir Erste-Welt-Menschen uns über die Himbas, mit den lächerlichen Problemen, die wir nun einmal haben, lustig machen. Das Beschämende ist: Das Volk hat doch keine Ahnung, auf was es sich da eingelassen oder welche Auswirkungen die Soap hat. Ihnen wird ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit aufgezwungen. Schande über uns. Auch die Grünen konnten nicht länger teilnahmslos zusehen und forderten Einblicke in kontroverse Produktionspunkte.

Erst letzte Sendung hatten die Kulturbanausen Senna Guemmour und JinJin einen verbalen Schlagabtausch, in dem sie ihren herausragenden Intellekt und ihre stupide Egozentrik zur Schau stellten. Auch heute Abend wird es tiefgründig: Diva Miriam Balcerek macht sich beispielsweise über Sarah Knappiks angeblich mangelnde Intelligenz lustig. Nach ihrer Rückkehr aus dem afrikanischen Gefängnis stellt Sarah Miriam zur Rede:

"Das ist eine Beleidigung, dass du sagst, ich hab kein Hirn. Ich bilde mich sehr stark. Ich lese sehr viele Bücher. Ich gehe in sehr, sehr viele Museum – nur als Backround für dich."

Wer hier bereits mit der Hand auf die Stirn hämmert, der sollte sich festhalten:

"Ich studiere auf einer Elite-Uni – du musst mir nichts erzählen.",

zeigt sich Miriam von Sarahs Belehrungen unbeeindruckt. Die Uni Bremen, an welcher sie immatrikuliert ist, wird mit Forschungsgeldern von der Exzellenzinitiative unterstützt, was ihr den eher repräsentativen als nützlichen Titel 'Elite' gibt. Wahrscheinlich ist noch nicht einmal ihr Studiengang davon betroffen. Wer hier nicht beschämt schmunzelt oder den Kopf schüttelt, der kann sich bitte sofort für "Wild Girls 2" bewerben - vorausgesetzt er bringt den benötigten, fußballgroßen Silikonbusen und Zimmertemperatur-IQ mit.

Was passiert sonst noch so in der Wüste Namibias, wo RTL sein Camp aufgeschlagen hat? Jordan und Conchita Wurst gehen auf die Jagd, die einheimischen Frauen verwöhnen die “Wild Girls” mit einem hiesigen Wellnessprogramm und es gilt, unter der sengenden Hitze die nächste 'Prüfung' zu meistern: Ein Wasserkanister muss auf dem Kopf balanciert werden. Wer noch nicht genug Banalität aufgesogen hat, kann sein Hirn heute Abend um 20.15 Uhr auf RTL getrost berieseln lassen.