Sorrentinos "La Grande Bellezza" im Kino: Die große Schönheit in Rom

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 25. Juli 2013

In „La Grande Bellezza“ fragt sich ein alternder Herr, was aus seinem Leben hätte werden können und was er nun noch aus diesem machen kann. Mal wieder. Der Plot ist einem irgendwie bekannt: Erfolgreicher Lebemann in fantastischer Stadt, viel Geld, Frauen und Spaß, wird auch nicht jünger und beginnt an dem was er erreicht hat zu zweifeln.

Der Protagonist des Films „La Grande Bellezza“ ist der 65-jährige Jep Gambardella, gespielt von Toni Servillo. In seinen längst vergangenen 20ern hat er einmal einen gefeierten Roman geschrieben, nach seinem Erstling jedoch nie wieder ein Buch verfasst. Stattdessen lebt er als gut bezahlter Journalist in Rom, einer wunderschönen wie eitlen Stadt, deren Oberflächlichkeit Jep immer mehr zusetzt. Bis ihm dann seine große Liebe wieder einfällt, die unglücklicherweise im Sterben liegt. Ein schicksalhafter Wendepunkt in Jeps Leben, welches wie er nun begreift auch ein Ablaufdatum hat.

Nicht nur Jep begegnet dem Zuschauer, auch eine Nackttänzerin mit eifersüchtigem Vater und ein Kardinal, der nicht gerne über Religion spricht tauchen neben weiteren Menschen mit Problemen auf. Rom als Italiens ´Melting Pot of Problems´?

Doch „La Grande Bellezza“ ist nicht nur ein Film über einen in die Jahre gekommenen Mann und Italiener mit Wehwechen. Was diesen Film von Regisseur Paolo Sorrentino so besonders macht: Er zeichnet ein Bild von Rom, von seinen Menschen, ihren Eigenarten, ihren Fehlern und ihrem Leben und entwickelt sich dabei zu einem Gesellschaftsdrama über die römische Oberschicht. Wobei die satirische, übertriebene Darstellung die Realtität verdeutlicht und Sorrentino die aktuelle Situation Italiens festhält. Das Land ist nicht nur politisch verunsichert, auch gesellschaftliche Probleme zerren an der Nation.

Sorrentinos "La Grande Bellezza" im Kino: Die große Schönheit in Rom

Sorrentino nennt den Salzburger Nachrichten als Quelle der Inspiration Rom selbst. In diese Stadt kommen Menschen mit ihren Träumen und die meisten scheitern in Rom daran. Den Vergleich mit Fellinis legendärem „Dolce Vita“ muss sich der Film aussetzen. Sorrentino betont, der Film diene nicht als Vorlage, jedoch als Quelle der Inspiration, um keine Geschichte zu erzählen, sondern einen Zustand auszudrücken. Doch natürlich bedient auch sein Werk die Darstellung Roms als Querschnitt von Italiens Problemen und erntet dafür ganz unterschiedliche Kritiken („großer Mist, jedoch wunderschön anzusehen“ schreibt zum Beispiel der Spiegel).

Wer die große Schönheit und Verkorkstheit Roms in tollen Bildern bewundern will, für den ist „La Grande Bellezza“ der richtige Film.