Top 10: Die zehn denkwürdigsten Oscar-Momente

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 22. Februar 2013

Einen Oscar verliehen zu bekommen beschließt das Lebenswerk eines jeden Filmschaffenden. Eine höhere Anerkennung kann man im kommerziellen Kino nicht bekommen. Natürlich ist die Verleihung jedesmal eine emotionale Angelegenheit - und doch: Auch hier gab es in der 85-jährigen Geschichte der Verleihung Höhepunkte. Etwa als Alfred Hitchcock 1968 nur einen Ehrenoscar erhielt und daraufhin aus Trotz die kürzeste Oscarrede aller Zeiten hielt. Oder als Marlon Brando 1973 an seiner statt eine vermeintliche Indianerin zu den Oscars schickte, die die Statue für ihn ablehnte. Und dann war da natürlich noch der traurige letzte Auftritt des großen amerikanischen Helden John Wayne.

1. Alfred Hitchcock - 1968

Er ist vielleicht der einflussreichste Regisseur aller Zeiten, aber einen Oscar hat er nie gewonnen, jedenfalls keinen regulären. Immer erhielt die Konkurrenz die Trophäe für die beste Regie. Das einzige was er bekam, war ein Ehrenoscar. Das reichte Hitchcock aber nicht. Sichtlich distanziert und mit stiller Verachtung nimmt er 1968 seinen Oscar entgegen und hat für die Academy und das Publikum nur eine Handvoll Worte übrig, von denen auch noch die meisten untergehen. Zum Clip.

2. Jessica Tandy - 1990

Sie hatte ganz anders als Alfred Hitchcock nie mit dem Oscar gerechnet; nicht einmal mit der Nominierung. Bis heute ist sie die älteste Trägerin eines regulären Oscars. Sie erhielt ihn 1990 als beste Hauptdarstellerin für „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ nachdem sie 50 Jahre lang auf der Bühne gestanden hatte. Zum Clip.

3. Adrien Brody - 2003

Der klare Favorit des Abends war ein anderer: Daniel Day-Lewis, wurde für „Gangs Of New York“ als bester Hauptdarsteller schon als sicherer Sieger gehandelt. Aber dann ehrte die Academy den Außenseiter, mit dem niemand rechnete. Adrien Brody war sichtlich überrascht, er hatte nicht einmal eine Rede geschrieben und küsste spontan seine Laudatorin Halle Berry. Am Ende fand er die Sprache dann aber doch wieder und ließ sich nach zwei Minuten auch nicht vom Orchester von der Bühne vertreiben. Zum Clip.

4. John Wayne - 1979

Wenn es jemals einen amerikanischen Helden gegeben hat, dann war es John Wayne. Er spielte in über 170 Filmen mit, meist in der Rolle des rüden aber gerechten Cowboys. 1970 gewann er nach zwei erfolglosen Nominierungen schließlich einen Oscar für „Der Marshal“, der kürzlich von den Coen-Brüdern unter dem Titel „True Grit“ ein Remake erfahren hat. Neun Jahre später trat er noch einmal bei den Oscars auf, sichtlich angeschlagen, nur noch ein Schatten seiner selbst, und erzählte mit gebrochener Stimme, dass der Applaus des Publikums die einzige Medizin ist, die er braucht und noch lange in Hollywood verweilen möchte. Wenige Wochen später starb er an Magenkrebs, den er sich wahrscheinlich während der Dreharbeiten zum Film „Der Eroberer“ zuzog, die 1956 in einem Testgebiet für Atombomben stattgefunden hatten. Zum Clip.

5. James Cameron - 1998

Kein Film hatte bis 1998 so viele Oscars gewonnen und war für so viele Oscars nominiert wie „Titanic“. Dass James Cameron als bester Regisseur ausgezeichnet werden würde, war trotzdem eine kleine Überraschung, denn eigentlich war Curtis Hanson, der Regisseur von „L.A. Confidential“, Favorit der Verleihung. Eine zweite Überraschung war der spontane Jubel am Ende seiner Dankesrede - er schrie „Ich bin der König der Welt“ und irritierte damit jene, die den erst wenige Wochen vorher gestarteten Film noch nicht gesehen hatten. Zum Clip.

6. Tatum O'Neal - 1974

Für ihre Rolle in der Tragikomödie „Paper Moon“ wurde Tatum O'Neil als damals Zehnjährige zur jüngsten regulären Oscarpreisträgerin aller Zeiten gekürt. Nur Shirley Temple war jünger: Sie erhielt 1934 einen Ehrenoscar als sie sechs Jahre alt war.) In Folge wurde sie der bestbezahlte Kinderstar der 70er. Ihre Dankesrede 1974 war kurz und unschuldig: Sie dankte dem Regisseur und ihrem Vater, an dessen Seite sie in „Paper Moon“ gespielt hatte, und verschwand nach wenigen Sekunden wieder von der Bühne. Zum Clip.

7. Halle Berry - 2002

Über Halle Berry kam der Oscar als beste Hauptdarstellerin in „Monster's Ball“ wie eine Lawine. „Dieser Augenblick ist so viel größer als ich!“, stammelte sie ergriffen, während sie nach Fassung rang. Sie war die erste Afroamerikanerin, die einen Oscar für die weibliche Hauptrolle bekam. Zum Clip.

8. Katherine Hepburn und Barbra Streisand - 1969

Katherine Hepburn hat mehr Oscars gewonnen als jede andere Schauspielerin. Die dritte der vier Trophäen erhielt sie 1969 für das Historiendrama „Der Löwe im Winter“. Allerdings bekam Barbra Streisand für ihre Leistung in „Funny Girl“ genauso viele Stimmen. Zum ersten und bisher einzigen Mal wurde deshalb der Oscar in einer Kategorie an zwei Personen vergeben. Katherine Hepburn selbst konnte ihren Oscar jedoch nicht annehmen. Zum Clip.

9. Marlon Brando - 1973

Marlon Brando war achtmal für den Oscar nominiert. Gewonnen hat er ihn 1955 für „Die Faust im Nacken“ und ein zweites Mal 1973 für seine Darbietung in „Der Pate“. Anstatt seinen zweiten Oscar jedoch anzunehmen, schickte er eine damals unbekannte Schauspielerin, Maria Cruz, die wie eine Indianerin gekleidet war und sich als Sacheen Littlefeather vorstellte. Sie erklärte, dass Brando den Oscar nicht annehmen wolle, um auf die unfaire Behandlung der amerikanischen Ureinwohner durch Hollywood hinzuweisen. Zum Clip.

10. Michael Moore - 2003

Amerikas Krawallbruder Michael Moore nutzte seine Minute Redezeit bei der Oscarverleihung 2003 natürlich nicht nur um jenen Leuten zu danken, die „Bowling For Columbine“ mit ihm gemacht hatten, sondern auch um die über den damaligen US-Präsidenten George Bush herzuziehen, der Wahlergebnisse fälsche und Amerikaner in einen Krieg schickte, dessen Gründe erfunden sind. Natürlich wurde er vom Orchester mundtot gemacht und überpünktlich von der Bühne musiziert. Zum Clip.

Was wird die diesjährige Oscarverleihung für uns bereithalten? Klettert mal wieder jemand über die Stühllehnen, wie Roberto Benigni 1998? Oder verweigert mal wieder jemand den Oscar, wie George C. Scott 1971, der damit auf die zunehmende „Fleischbeschau“ Hollywoods aufmerksam machen wollte? Zwei Neuheiten gibt es allerdings schon jetzt: Zum einen führt Seth MacFarlane durch die Gala und zum anderen sind in diesem Jahr nur neun Filme für den besten Film nominiert worden.