Wie es Tom Cruise mit „Oblivion“ an die Spitze der Kino-Charts schaffte

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 22. April 2013

Eigentlich sprach alles dagegen, dass „Oblivion“, der neue Science-Fiction-Film mit Tom Cruise in der Hauptrolle, ein Knüller wird: Die Kritiken waren mager, die Story klang abgedroschen und Morgan Freemans Erscheinungsbild hat schmerzlich an Dennis Hopper in „Waterworld“ erinnert - und der war ja bekanntlich eine finanzielle Kernschmelze. Trotzdem, völlig unerwartet, hat sich „Oblivion“ an die Spitze der Kino-Charts gesetzt. Wie konnte das passieren, fragen sich manche? Dabei ist die Antwort ganz simpel: Er lief außer Konkurrenz!

120 Millionen Dollar hat „Oblivion“ gekostet. Dazu kommen noch ein paar Millionen für's Marketing. Trotzdem, im Großen und Ganzen - kein allzu teurer Film. Dass er jetzt, am Start-Wochenende in den USA, 38,2 Millionen Dollar einspielte ist also gut für die Produzenten. Aber unglaublich erfolgreich ist das keineswegs. Es ist eher ein moderates Einspielergebnis. Zum Vergleich: „Der Hobbit“ spielte am Startwochenende 84,8 Millionen Dollar ein; „Transformers 3“ 116 Millionen und „Spider-Man 3“ 151 Millionen Dollar. Rekordhalter ist „The Avengers“ mit über 200 Millionen Dollar. Mit seinen 38,2 Millionen Dollar ist „Oblivion“ also kein Wahnsinnserfolg. Wie sich der Film trotzdem an die Spitze der Kino-Charts setzen konnte? Es läuft grade einfach nicht anderes! „Oblivion“ war der einzige Neustart eines Blockbusters, der in den USA im ganzen Land anlief. Aber grade auf das Startwochenende kommt es an - 60 % des Umsatzes macht ein Film in den ersten vier Tagen.

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht mit dem Platz 1 der Kino-Charts. Beim Spiegel hat man eine Theorie:

Kein 3-D-Preiszuschlag, kein Anknüpfen an schon bekannte Helden, einfach ein Film: So ungewöhnlich präsentiert sich die neue Nummer eins der amerikanischen Kinocharts.

Ein cleverer Gedanke - in den Zeiten, in denen kaum ein Film sich nicht als Abklatsch, Neuauflage, Hommage, Spin-Off, Fortsetzung, Remake, Reboot, etc. bezeichnen lassen muss, reicht es vielleicht schon, einfach mal ein neues Drehbuch auf den Tisch zu legen, eine neue Welt zu erschaffen, mit Helden, deren Name man noch nicht gehört hat. Da muss die Story vielleicht gar nicht so neuartig sein, solange sie sich nicht von Vornherein als Kopie ankündigt. (Dabei ist „Oblivion“ nur ein bunter Strauß bekannter Science-Fiction-Motive.) Man nehme für die Pole Position der Kino-Charts also einfach ein dahergelaufenes Drehbuch, ein angebrachtes Budget samt Zugpferd (in diesem Falle Tom Cruise) und passe den Starttermin ab, in dem sonst kein großer Film anläuft - und schon schafft man es mit durchschnittlichem Einspielergebnis auf Platz 1 der Kino-Charts!