Brachte uns "Kante Klartext Kandidat" Peer Steinbrück näher?

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 7. August 2013

Fakten, die wir gestern Abend im ZDF bei „Kante Klartext Kandidat“ erfahren haben: Peer Steinbrücks Lieblingslied ist „Take a walk on the wild side“, er sammelt Schiffsmodelle und er findet die ´urgewaltige´ Fortbewegung von Nashörnern faszinierend. Was uns leider schleierhaft bleibt: Wie kann man Steinbrück politische Ansichten und Ziele zusammenfassen? Wir erfahren viel Persönliches von Peer Steinbrück. Und natürlich wählt man einen Menschen. Aber eben auch einen Politiker, über dessen Regierungsphilosophie man nach wie vor nur mutmaßen kann.

Politische Weggefährten hat das ZDF aufgesucht, sie nach Steinbrück befragt. Ergebnis: Ein Kopfmensch, mit scharfen und schnellen Verstand – wer nicht mitkommt, ist selber Schuld. Ironisch vom Scheitel bis zur Sohle: Er spricht aus was viele denken, aber sich keiner traut zu sagen. Dafür gibt es dann Rüge von der Öffentlichkeit. Seine Frau sagt, diese sehe ihren Mann als „Robotermännchen“. Dem widerspricht sie. In einem gezeigten Ausschnitt erklärt sie, ihr Mann opfere einen Teil seiner Freiheit und Freizeit für die Kandidatur, da wäre doch klar, er habe ein Ziel! Das Gehalt eines Kanzlers lockt Steinbrück anscheinend ja nicht, er bezeichnete es in der Vergangenheit als zu niedrig, der Skandal war perfekt.

Es gab auch Zeiten, da strahlte der Stern Steinbrücks hoch am politischen Firmament, darauf geht die Dokumentation dann wieder gerne ein. Er, der Padawan von Altkanzler Helmut Schmidt, vor zwei Jahren war er geliebt von Medien und Volk. Dann die überstürzte Kanzlerkandidatur, ein paar freche Sprüche und die Diskussionen mit der eigenen Partei. Früher war alles besser.

Brachte uns "Kante Klartext Kandidat" Peer Steinbrück näher?

Am Ende ist „Kante Klartext Kandidat“ zwar emotional informativ: Es wird klarer wer dieses ´Sprich-Aus-Männchen´ ist. Der Mensch Perre Steinbrück hinter dem Politiker. Aber eigentlich hätten wir auch gerne mehr über den Politiker erfahren. Die politischen Aussagen bleiben oberflächlich, es kommt zu keiner richtigen Konfrontation mit Steinbrück. Man ahnt nur: Dieser Mann wäre ein anderer Kanzler als jetzt Frau Merkel. Fordernder, verbissener, direkter. Anstrengender? Für einen frischen Wind würde er auf jeden Fall sorgen oder sogar für einen Orkan? Leider haben wir nach der Doku noch mehr Fragen.

Ein paar konkrete Antworten gab es aber: Eine Szene zeigt den Kanzlerkandidaten bei einem Laienschauspiel. Drei Dinge, die er mit in die Zukunft nehmen würde?

„Ein Taschenmesser, den Roman Krieg und Frieden und eine Flasche Rotwein“

Rotwein klingt doch sympathisch. Anscheinend kann man mit Peer gut ein Gläschen trinken. Doch eines ist zu beachten: Er verschmäht Tropfen die billiger sind als fünf Euro.

Steinbrück war auch Gast bei Sandra Maischberger. Die Sendung bot eine herrliche Konfrontation zwischen Steinbrück und politisch unangenehmen Fragen. Wer mehr über ihn wissen will, sollte sich die Sendung unbedingt ansehen. Ansonsten bietet und das ZDF nächste Woche ein weiteres Polit-Spezial: „Macht Mensch Merkel“ läuft am 13. August um 20.15 Uhr . Anscheinend hat man es neuerdings mit Alliterationen beim Öffentlich-Rechtlichen.