Filmkritik: „Ralph Reicht's“ - Der übliche, nette Disney-Kram

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 6. Dezember 2012

Pünktlich zu Nikolaus startet in den deutschen Kinos der neue Disney-Animationsfilm „Ralph Reicht's“. Im Mittelpunkt des Films steht ein Antiheld aus jenen Tagen, in denen Computerspiele noch ausschließlich mit Pfeiltasten gesteuert und mit Disketten installiert wurden. Trotzdem werden sich natürlich auch die User von morgen an dem Film erfreuen können, denn Disney steht ja nicht für halbherzige Filme, die die Zuschauer enttäuschen. Der große Wurf ist „Ralph Reicht's“ trotzdem nicht.

Randale-Ralph (deutsche Stimme: Christian Ulmen) zerstört seit 30 Jahren Häuser in dem Videospiel „Fix-it Felix Jr.“, das in einer Spielhalle steht. Und seit 30 Jahren repariert Fix-it Felix seine Schäden, woraufhin er, wenn der Spieler gewinnt, eine Goldmedaille gewinnt und Ralph vom Dach geworfen wird. Aber Ralph hat genug: Als er nicht zur 30-Jahr-Feier des Spiels eingeladen wird, weil die Anwohner des Hauses, das er zerstört und auch Fix-it Felix ihn nicht mögen, beschließt er, sich eine Medaille zu verdienen - und damit die Anerkennung seiner Kollegen. Also tingelt Ralph durch andere Spiele, auf der Suche nach Abenteuern, die ihn zum Helden machen könnten. Aber als er sich in dem Actionspiel „Hero's Duty“ tatsächlich eine Medaille gewinnt, muss er kurz darauf mit einem Spaceshuttle fliehen und landet in der zuckersüßen Welt des Rennspiels „Sugar Rush“. Dort trifft er auf die freche Rotzgöre Vanellope (Anna Fischer), die wegen eines Programmierfehlers ebenso wie Ralph eine Außenseiterin ist. Vanellope versucht immer wieder, sich für das Sugar Rush-Rennen zu qualifizieren, wird aber von den anderen Fahrerinnen gemieden. Ralph muss Vanellope helfen, wenn er sich selbst helfen und seine Medaille zurückhaben möchte (denn die hat der kleine Quälgeist schon längst als Startgeld verwendet). Aber er ahnt gar nichts von der Gefahr, denn die Welt von „Sugar Rush“ wird nicht nur von einem zwielichtigen König beherrscht, sondern als Ralph aus „Hero's Duty“ fliehen musste, hat er versehentlich einen Virus mit eingeschleppt, der alles zu zerstören droht. Da Ralph indes nicht mehr in der Welt von „Fix-it Felix Jr.“ anwesend ist, hält der Betreiber der Spielehalle den Automaten für defekt. Ralph muss nun nicht nur die Welt von „Sugar Rush“ retten und Vanellope helfen, sich für das nächste Rennen zu qualifizieren, sondern auch verhindern, dass seinem eigenen Spiel der Stecker rausgezogen wird.

Filmkritik: „Ralph Reicht's“ - Der übliche, nette Disney-Kram

Natürlich ist das 3D schick geworden, die Story herzerwärmend und mit vielen kleinen Seitenhieben für Erwachsene gespickt - Disney hält sein Wort. Dass einem viele Teile des Films, wie etwa der verrückte König, die verrückte, bonbonbunte Welt und auch ein Enthauptungsbefehl, an „Alice im Wunderland“ erinnern, ist problemlos zu verschmerzen - Produzent Clark Spencer gibt die Parallelen in einem Interview sogar zu. Der Mega-Hit ist „Ralph Reichts“ trotzdem nicht. Zu uninspiriert, zu wenig innovativ ist die Handlung, zu sehr der übliche Disney-Kram, den man schon oft gesehen zu haben glaubt. Bitter stößt auch der neben der Handlung her dümpelnder Subplot auf, in dem „Fix-it Felix“ mit einer Heldin aus „Hero's Duty“ versucht, den Virus aufzuhalten, den Ralph versehentlich in „Sugar Rush“ eingeschleppt hat. Erst zum Ende hin werden die Plots mühsam verknüpft. Auch schade ist, dass sich Ralph als Figur kaum entwickelt und deswegen auf Dauer zwar nicht platt, aber etwas langweilig wirkt - er wird nicht gezwungen umzudenken, wie etwa der übervorsichtige Vater von Nemo, der auf der Suche nach seinem Sohn den Gefahren des Ozeans trotz, oder Steve McQueen, der in „Cars“ vom arroganten Rüpel zum sensiblen Philanthrop werden muss. Glücklicherweise wurde Ralph die niedlichste Rotzgöre der jüngeren Filmgeschichte an die Seite gestellt: Vanellope ist so ein einnehmender Charakter, dass man sie einfach lieben muss.

Trotz ein paar Macken: Kinder und auch Erwachsene werden sich an „Ralph Reicht's“ erfreuen können. Und wer sich noch an die frühen und frühesten Videospiele erinnert, wird auch Gefallen an dem nostalgischen Hauch finden, den der Film immer wieder eingebaut hat - sei es der kleine Geist aus Pacman, der Ralphs Selbsthilfegruppe für frustrierte Bösewichte leitet, oder den blauen Igel Sonic aus „Sonic The Hedgehog“, der in einem Bahnhof Sicherheitshinweise gibt. „Ralph Reicht's“ startet in den deutschen Kinos am 6. Dezember 2012.