Filmkritik: „Du hast es versprochen“ hält nicht, was er verspricht

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 15. Januar 2013

Sagt jemand „deutscher Mysterythriller“, ist man eher geneigt, etwas anderes zu sehen. Etwas, das dank Nachsynchronisierung nicht klingt, wie ein billiger Studentenfilm, etwas, das vielleicht nicht zu sehr den Sehgewohnheiten des gern herangezogenen „Tatort“ entspricht, etwas, das ganz einfach bessere Erwartungen schürt. Wirklich sehenswerte deutsche Film gibt es schließlich nicht grade wie Sand am Meer, sondern eher wie Perlen in Austern, die offen am Strand liegen. „Du hast es versprochen“ hat zwar nie den Anspruch erhoben, eine solche Perle zu sein, kommt aber auch nie über gehobenes Mittelmaß hinaus und verliert zum Ende durch den uninspirierten Plot und gar zu oft gesehene Farbfilterspielereien. Immerhin zeugt „Du hast es versprochen“ aber von Ambitionen und lässt zwischen durch sogar das ein oder andere schauspielerische Talent durchblitzen.

Als Krankenschwester Hanna (Mina Tander) auf ihrer Station ihre fast vergessene Freundin aus Kindertagen Clarissa (Laura de Boer) wiedertrifft, ist die Trauer über den untreuen Gatten schnell wie weggeblasen. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter Lea (Lina Köhlert), fahren die beiden zum Spontan-Urlaub auf eine Insel, auf der sie schon als Kinder gemeinsame Sommer verbrachten. Doch schon kurz nach der Ankunft, stellt Hanna fest, dass es eine Dritte im Bunde gab, Maria, die sie nicht nur auf alten Fotos wiedererkennt, sondern auch in dunklen Ecken des düsteren Landhauses. Maria scheint sie zu verfolgen und die Dorfbewohner scheinen etwas vor Hanna zu verbergen. Als Hanna einen alten Schacht in einer Ruine entdeckt, erwachen alte Erinnerungen, die sie besser nicht hätte verdrängen sollen.

Es ist ein richtiges Klischee - oder ein Mysterythriller der „alten Schule“ - je nachdem, wie man es sehen möchte. Da gibt es die abgeschiedene Insel, ein nebliges Fischerdorf, Spieluhren, unheimliche kleine Mädchen mit dunklen Haaren, den finsteren Emeriten nebenan und natürlich die unvermeidliche Luke im Boden des düsteren Gewölbes, unter der die Lösung des Geheimnisses schlummert. Die Ausgangssituation ist dabei gar nicht mal übel - zwei traumatisierte Frauen und ein Geheimnis aus finsterer Vergangenheit. Und doch hakt der Film arg. Schnell werden die Charaktere langweilig, die filmischen Anspielungen wandeln sich vom spielerischen Seitenhieb zur Zitierwut mit Einschlag von Phantasielosigkeit und der Plot ist von Beginn an auf weiter Flur voraussehbar. Wer Filme wie „Das Waisenhaus“, „Hide And Seek“, „Ring“ und „Die Frau in Schwarz“ gesehen hat, zählt schnell die Hinweise zusammen und ist am Ende bestenfalls noch moderat überrascht. Dennoch: Für einen deutschen Film, vor allem für ein Regiedebüt, ist „Du hast es versprochen“ solide und zeugt von den großen Ambitionen der 34-jährigen Regisseurin. Auch schauspielerisch kann man nicht meckern, besonders die kleine Nebenrolle von Katharina Thalbach („Sonnenallee“) ist positiv zu vermerken. Leider verspielt der Thriller einen Großteil seiner Bonuspunkte durch das dumpfe Kopieren gar zu oft gesehener Horror-Motive.

Immerhin: „Du hast es versprochen“ ist einer der wenigen deutschen Filme, die es auf die große Leinwand schaffen und nicht nach einer Woche schon wieder aus dem Programm gekickt werden. Wer den Film aber tatsächlich noch im Kino sehen möchte, wird sich beeilen müssen. Kinostart war Ende Dezember.

 

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