Wie war "Victoria, die junge Königin" in der ARD?

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 30. Juli 2013

Gestern konnte man sich in der ARD von dem Historienepos „Victoria, die junge Königin“ (Im Original: The young Victoria) berieseln lassen. Wie bei einem Oscar für die besten Kostüme zu erwarten war, gab es jede Menge atemberaubende Roben, Krönchen und Backenbärte. Zwischen all dem Tüll und der Seide, präsentierten uns Rupert Friend und Emily Blunt eine authentisch gespielte Liebe, die vielleicht nicht dem Original gleichkam, beim Zuschauer jedoch wohlige Schauer auslöste.

Die echte Queen Victoria wurde auch „Großmutter Europas“ genannt. In dem Film von Martin Scorsese sieht man sie im Körper der zauberschönen und jungen Emily Blunt, die eine erst 18-jährige, dynamische und selbstbewusste Herrscherin spielt. Auch im wahren Leben wurde Victoria als lebhaft und voller Tatendrang beschrieben. Im Film leidet sie unter ihrer Mutter und deren machthungrigen Liebhaber Sir John Conroy. In diesen Szenen, in der die Mutter ihre eigene Tochter um den Thron bringen will, erinnert diese Geschichte um eine Prinzessin und den bösen Stiefvater doch etwas stark an ein Disney Märchen. Apropos Märchen, die Liebensbeziehung zwischen der schönen Blunt und dem schönen Rupert Friend wird herzzerreißend inszeniert - wie gut, dass die Geschichte den Zuschauer lehrt, dass die beiden zueinander finden – sonst hätte der Ausgang fast spannend werden können!

Während den persönlichen Konflikten und Liebeleien der (schließlich ja doch) Königin viel Raum und Bild gegeben wird, kommt das politische Geschehen leider etwas zu kurz. Zwar wird thematisiert, dass Victoria nach der Hochzeit mit Albert keine Einmischung in die Regierungsgeschäfte wünscht, jedoch wird über die Königin gesagt, sie habe in Wirklichkeit viel auf ihren Mann gehört, er sei der Einzige gewesen, der sie wirklich kritisiert habe. Ein bisschen gemauschelt haben die Filmemacher also schon, viele Reden und Ereignisse hat es zwar tatsächlich gegeben, jedoch ist der Wortlaut und die Anwesenheit von einigen Personen leicht verändert. In Wirklichkeit war der gute Albert zum Beispiel gar nicht bei der Krönung der Königin dabei. 

Bei einer Sache behält der Film jedoch Recht: Die Liebe zwischen Königin Victoria und Prinz Albert war echt. In der harten Realität stirbt er allerdings mit 42 Jahren. Sie trägt bis zu ihrem eigenen Tod noch Jahrzehnte noch Trauer und die Witwentracht.

Was neben den Kostümen gefällt: Die Kameraführung. Bei der Bankett-Szene, in welcher der leicht betrunkene König Victoria konkret als Nachfolgerin anpreist, wird durch die Kamera so geschickt die Sichtweise eines Angetrunkenen nachgeahmt, dass man selbst das Gefühl hat etwas zu tief ins Glas geschaut zu haben.

Etwas irritierend: Dass neben Martin Scorsese und Graham King Sara Ferguson als Produzentenname auftaucht. 15 Jahre hat die royale Skandalnudel angeblich für diesen Film gekämpft, der am Ende zwar durchaus unterhaltsam ist, jedoch auch einen Glorienschein auf Königin Victoria und ihre Geschichte wirft.

Wie war "Victoria, die junge Königin" in der ARD?