Ehemaliger MDR-Intendant Reiter erschossen aufgefunden

von Portrait von Götz H. Henke Götz H. Henke
Veröffentlicht am 10. Oktober 2014

Udo Reiter, der den Mitteldeutschen Rundfunk mitbegründete und von 1991 bis 2011 als Intendant leitete, wurde heute tot in seiner Wohnung in Gottscheina (nahe Leipzig) aufgefunden. Laut Medienberichten lag er erschossen auf seiner Terrasse. Ersten Ermittlungen zufolge geht die Polizei von Selbstmord aus, will ein mögliches Fremdverschulden soweit aber nicht ausschließen.

Aufgrund eines schweren Autounfalls saß Reiter seit 47 Jahren im Rollstuhl und wollte nach eigenen Angaben "nicht als Pflegefall enden". Letzte Woche erst war er zu Gast in der Talkshow von Maybrit Illner. Thema des Abends war die Sterbehilfe, welche in Deutschland noch immer verboten ist. "Wenn das Recht auf Selbstbestimmung, die Grundlage unserer Verfassung, für das ganze Leben als Grundsatz gilt, warum soll das nicht für die letzte Phase, das Sterben, auch noch gelten?" fragte er dort. Und lieferte später selbst die indirekte Antwort: "Ich möchte ganz allein entscheiden, wann es so weit ist und ich nicht mehr will."

Während seiner zwanzigjährigen Zeit beim MDR half er dem Sender maßgeblich zum drittmeistgesehenden Dritten Programm der ARD zu werden. Seine Intendaz hatte allerdings auch ihre Schattenseiten; zum Beispiel wurde 2001 bekannt, dass einige MDR-Moderatoren früher für die Staatssicherheit gearbeitet haben. 2010 sorgte ein Kommentar von Reiter auf Twitter über einen muslimischen Bundespräsidenten für Kritik.   

Er war Träger des Gregoriusordens, des Bayerischen Verdienstordens und des Bundesverdienstkreuzes. Vor zwei Jahren heiratete er die Journalistin Else Buschheuer. Aus der ersten Ehe mit seiner 2011 verstorbenen Frau hinterlässt er zudem eine Tochter. Udo Reiter wurde siebzig Jahre alt.