Doku-Drama "Der Rücktritt": Wie wurde die Affäre um Christian Wulff umgesetzt?

von Portrait von Lina Wemhöner Lina Wemhöner
Veröffentlicht am 18. Februar 2014

Am 17. Februar 2012 erklärte Bundespräsident Christian Wulff an der Seite seiner Ehefrau Bettina Wulff im großen Saal von Schloss Bellevue seinen Rücktritt: „Unser Land, die Bundesrepublik Deutschland, braucht einen Präsidenten, […], der vom Vertrauen, nicht nur einer Mehrheit, sondern einer Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger getragen wird. [..] Aus diesem Grund ist es mir nicht mehr möglich, das Amt des Bundespräsidenten nach innen und nach außen wahrzunehmen, wie es notwendig ist.“ 68 Tage lagen zu diesem Zeitpunkt hinter dem Ehepaar Wulff. 68 Tage, seit Wulff auf einer Auslandsreise von einer geplanten Enthüllungsgeschichte der BILD-Zeitung erfuhr – der CDU-Politiker habe in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen falsche Angaben bezüglich eines Privatkredits zur Finanzierung seines Hauses gemacht. Der Druck der Medien nahm rasant zu und uferte in Wulffs vermeintlichem Versuch, die entsprechende Berichterstattung durch einen Anruf bei BILD-Chefredakteur Kai Diekmann zu verhindern, und dem Vorwurf, Wulff habe sich der Bestechlichkeit schuldig gemacht. Genau zwei Jahre nach dem Rücktritt feierte der Sat.1-Film „Der Rücktritt“ am gestrigen Montag seine Premiere in Berlin. 

Sat.1 hat sich mit diesem Doku-Drama erneut an ein politisches Thema mit höchster Brisanz herangetraut. „Der Rücktritt“ zeigt nicht nur eine Analyse der Medienwelt, sondern gewährt auch einen Einblick in die dahinterstehenden Persönlichkeiten. Regie führte bei dem Projekt Thomas Schadt. Gemeinsam mit dem Journalisten Jan Fleischhauer (Der Spiegel) verfasste er auch das Drehbuch, das insbesondere auf eigenen Recherchen, aber auch auf zahlreichen Quellen, wie unter anderem die „Affäre Wulff“ der beiden BILD-Journalisten Heidemann und Harbusch, beruht. In den Hauptrollen: Kai Wiesinger als Christian Wulff und Anja Kling als First Lady Bettina Wulff.

Doku-Drama "Der Rücktritt": Wie wurde die Affäre um Christian Wulff umgesetzt?

Produzent Nico Hofmann, der auch den Fall Guttenberg in das deutsche Fernsehen brachte, sagte über das neueste Projekt:

„‘Der Rücktritt‘ wird ein Film über Moral – Moral in der Politik, in den Medien und in der persönlichen politischen Verantwortung.“

Für die beiden Hauptdarsteller war dieser Film eine große Herausforderung. Eine reale Geschichte zu verfilmen benötigt weitaus mehr Vorbereitung in der Recherche und dem Kennenlernen der Vorbilder. Dennoch bot sich auch die Chance auf künstlerische Freiheiten und eigene Interpretationen. „Es geht in diesem Film nicht darum, Eigenheiten zu kopieren, oder jemanden zu imitieren, sondern den Gefühlen nahezukommen“, so Kai Wiesigner  über seine Rolle. Er trage eine große Verantwortung, dem Menschen gerecht zu werden und der „Wahrheit mit [seinen] Mitteln so nahe zu kommen wie möglich“. Auch für Anja Kling war es wichtig, das „reale Vorbild nicht in irgendeiner Form nachzumachen“, sondern die Figur so authentisch wie möglich zu interpretieren.

„Der Rücktritt“, der Film um die Affäre Wulf, wird am 25. Februar auf Sat.1 ausgestrahlt.