Geständnis bei Maischberger: Birgit Schrowange wurde beim ZDF sexuell belästigt

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 17. April 2013

Die Sexismus-Debatte ist - mal wieder - in vollem Gange. Bei Maischberger quengelten Alice Schwarzer und Spiegel-Redakteur Jan Fleischhauer um die Wette und mittendrin sitzt Birgit Schrowange, die auch noch ein kleines Geständnis im Gepäck hat. Im Unterschied zur aufgebauschten Debatte über den Unterschied zwischen Flirt und Belästigung, hat Schrowange allerdings etwas zu berichten, das tatsächlich die Kriterien von „Sexismus“ erfüllt. Sie erzählte bei „Menschen bei Maischberger“:

„Er hat mir eindeutige Avancen gemacht und mir immer zu verstehen gegeben, ich hätte nur Vorteile, wenn ich mich auf ihn einlasse. Da gab es dann väterliches Tätscheln und er hat Besprechungen organisiert, wo wir dann alleine waren.“

„Er“ ist ihr früherer Vorgesetzter, der Sendeleiter beim ZDF gewesen. Sie sei 23 oder 24 gewesen, hübsch naiv und vom Dorf gewesen, erzählte die heute 55-Jährige Schrowange. Anfangs habe sie sich nicht gewehrt, weil Frauen damals eben nur Assistentinnen gewesen seien und bestenfalls in der Unterhaltungssparte landen konnten, während Fernsehen ein Männer-Monopol gewesen sei. Als sie ihren Vorgesetzten dann doch mit einem klaren Wort in die Schranken wies, wurden die früher oft gebuchten Messe-Auftritte weniger und Einladungen verschwanden aus dem Postfach.

Eine echte Sexismus-Geschichte also. Keine die mit „Die Männer...“ beginnt und auf einem von Alice Schwarzern Allgemeinplätzen endet. Stattdessen etwas Handfestes, bei dem sich Frau wie Mann gleichermaßen der Ungerechtigkeit bewusst werden kann. Keine Definitionsfrage, sondern ein eindeutiger Sachverhalt. Genau das ist es, was der Sexismus-Debatte gefehlt hat. Argumente, die BEIDEN Seiten auf den ersten Blick einleuchten. Denn Sexismus entsteht ja nur zum -wahrscheinlich kleinsten - Teil vorsätzlich. Der wesentlich größere Teil ist fehlerhafte Kommunikation (und mitunter auch - obwohl das natürlich kein Opfer je zugeben würde - Willkür der Frauen, was die ebenfalls bei „Menschen bei Maischberger“ eingeladene Publizistin Birgit Kelle auch bestätigte). Denn sonst müssten ja jene 85 Prozent des männlichen Publikums bei Maischberger, die die Frage „Gibt es in Deutschland ein Sexismus-Problem?“ mit „Nein.“ beantworteten, allesamt Chauvinisten der schlimmsten Sorte sein. Während 89 % der Frauen, die für „Ja.“ stimmten, allesamt Opfer jener bedrängenden Täter sind. Eine schlimme, böse Macho-Welt ist es, dieses Deutschland 2013.

Der Haken an Schrowanges Geschichte ist nur der, dass sie einen Sachverhalt beschreibt, der 30 Jahre zurück liegt. Ob es heute noch ein Sexismus-Problem in Deutschland gibt, beantwortet ihre Geschichte nicht, weil auch sie keine Definition von „Sexismus“ und „Belästigung“ liefert? Jede Frau steckt ihre Grenzen da anders und schon allein deshalb kann es keine Definition des Themas und somit auch keine zielführende Debatte darüber geben.