Chinesischer Regimekritiker Ai Weiwei veröffentlicht Heavy-Metal-Album

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 13. März 2013

Einer von Chinas bekanntesten Staatsfeinden, der Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei, will, ganz entgegen seiner sonstigen künstlerischen Betätigung, ein Album mit Heavy-Metal-Songs veröffentlichen. Der 55-Jährige erzählte in einem Interview mit NBC, dass er die Lieder selbst geschrieben und gesungen hat. Die Idee dazu kam ihm während seiner Zeit in Haft:

Als ich im Gefängnis saß, sagten mir die Wachen, ich solle Lieder singen, aber ich war gehemmt, weil ich mich an Musik noch nie versucht hatte. [...] Ich kannte nur ein paar Arbeiterlieder. Und danach dachte ich dann: Wenn ich draußen bin, will ich etwas mit Musik machen.

Das Album soll „Divina Commedia“ heißen, wie das bekannte Gedicht von Dante Alighieri. Zwei der Lieder, „Climbing Over The Wall“ und „Hotel Americana“ sollen sich mit Cehn Guangcheng befassen, dem blinden Regimegegner, der in die US-Botschaft von China flüchtete und so diplomatische Zwistigkeiten auslöste. Natürlich befassen sich auch die anderen Songs auf „Divina Commedia“ mit Regimekritik, Zensur und Menschenrechten. Ein Musikvideo soll auch noch gedreht werden. Angeblich will Ai Weiwei auch noch ein zweites Album mit Rock- und Popsongs aufnehmen. In China jedenfalls wird die CD wohl nicht erscheinen.

Das chinesische Regime versucht derzeit Ai Weiwei wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis zu bringen. Chinesische Behörden hatten zuvor bürokratische Hürden ausgelegt, indem sie wichtige Dokumente beschlagnahmten und nicht wieder herausgaben, obwohl eben jene Dokumente entscheidend für die Aufklärung der angeblichen Wirtschaftsverbrechen sind.