Zum Tod des Schriftstellers Siegfried Lenz

von Portrait von Götz H. Henke Götz H. Henke
Veröffentlicht am 8. Oktober 2014

Mit Siegfried Lenz, der gestern im Alter von 88 Jahren in Hamburg verstarb, ist einer der bekanntesten und geschätzten deutschsprachigen Schriftsteller der Nachkriegszeit von der literarischen Bühne getreten.

Als sein wichtigstes Buch wird der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman „Deutschstunde“ (1968) über die Nazizeit und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff erachtet, der schon kurze Zeit nach seinem Erscheinen zur festen Lektüre an sämtlichen Realschulen und Gymnasien gehörte.

Zu den von ihm veröffentlichten Werken gehören insgesamt 14 Romane, 120 Erzählungen sowie zahlreiche Novellen, Theaterstücke, Hörspiele, Essays und Rezensionen. Er galt als Meister des Erzählerischen. Nicht nur ernste Thematiken haben es ihm angetan; seine humorvolle Seite zeigte er vor allem (aber nicht nur) in Büchern wie "So zärtlich war Suleyken" (1955) und  "Lehmanns Erzählungen" (1964) . Von seinen neueren Werken bleibt vor allem "Schweigeminute" (2008) in Erinnerung, dass sich so schnell wie kein anderes von Lenz' Werken verkaufte und sowohl mit sinnlicher Prosa als auch mit einer außergewöhnlichen Erzählform besticht.

Der in Ostpreußen geborene Autor, der als kleiner Junge zuerst Fischer und dann ein berühmter Spion werden wollte, wurde mit zahlreichen Preisen geehrt und unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1988), dem Goethepreis (1999) und der Goldenen Feder (2006) ausgezeichnet. Er wurde Ehrenbürger sowohl von Hamburg (2002) als auch von Schleswig-Holstein (2004).

Der von Marcel Reich-Ranicki einst liebevoll als „Volksschriftsteller“ bezeichnete Autor, den man selten ohne Pfeife in der Hand beziehungsweise im Mundwinkel sah, war einer, der es verstand, mit seiner unabgehoben Art in seinen Werken Mißstände anzuprangern und Lösungen zu suchen ohne den Bezug zum Leben normaler Leute zu verlieren.  "Immer war es eine Aufgabe der Literatur, sich des leidenden und ratlosen Menschen anzunehmen, darzustellen, was ihn machtlos, verzweifelt und unversöhnt sein lässt in der Welt.“ sagte er einmal. Selbst als Mensch stets unaufgeregt und sachlich, kann man getrost davon ausgehen, dass Siegfrid Lenz über jegliche Zweifel erhaben und mit sich und seiner Umwelt im Reinen diese Welt verlassen hat. Möge er in Frieden ruhen.